Street Art in Köln Ehrenfeld, © Nina Hüpen-Bestendonk

Op Jück in Köln


Brauhaus, Street Art und Design

Nach Köln kommen ist immer ein bisschen wie nach Hause kommen. Zumindest für mich. Auch wenn ich insgesamt nur etwas über 6 Monate in Köln gelebt habe, habe ich die Stadt am Rhein tief in mein Herz geschlossen. Auch heute, fast 20 Jahre später, bekomme ich direkt ein wohliges Gefühl, wenn ich die Spitzen des Kölner Doms am Horizont entdecke. Es ist vor allem die herzliche und offene Art der Rheinländer, welche Köln zu einer meiner Lieblingsstädte macht. Ich habe viele gute Erinnerungen an diesen Ort, zu denen ich an diesem Wochenende noch viele weitere stecken möchte.

Kranhäuser in Köln, © Dennis Korb

In Köln ankommen heißt für mich: Erst mal den Dom sehen. Mein Hotel liegt direkt am Rheinauhafen, weshalb ich beschließe, einen Spaziergang entlang des Flusses zu machen. Hier liegen die bekannten Kranhäuser, drei hochmoderne Bauwerke in Form eines umgedrehten L, die den am Rhein gelegenen Schifffahrtskränen nachempfunden sind. Ich bin ganz schön baff, wie viel sich seit meinem letzten Besuch hier unten verändert hat. Ich schlendere über die Severinsbrücke hinüber zum anderen Rheinufer - die Schäl Sick, die aus Kölner Sicht „falsche“ Seite des Rheins. Entlang der Deutzer Werft tummeln sich hier am Nachmittag schon einige Skater und Rollschuhtänzer, die hier auf glattem Asphalt ihre Tricks üben. Da hätte ich am liebsten gleich mitgemacht. Den schönsten Blick auf die Kölner Altstadt, den Dom und die Hohenzollernbrücke hat man von den Aussichtstreppen am Kennedyufer - dem sogenannten Rheinboulevard. Ich bleibe eine Weile hier sitzen, beobachte die vorbeifahrenden Ausflugsschiffe, Spaziergänger und den ein oder anderen Fotoshoot fürs Familienalbum. „Nä wat es dat schön“ - denke ich und muss dabei ein bisschen über mich selbst schmunzeln, weil ich - kaum 5 Minuten in Köln - schon wieder in Kölsche Sprüche verfalle.

Schon damals gab es auf der Hohenzollernbrücke die ersten Liebesschlösser und inzwischen tauchen sie den Fußgängerüberweg in ein buntes Kleid. Liebesschwüre, wohin man nur sieht - kann man schmalzig finden, aber insgeheim ist es auch ein bisschen schön, wenn man drüber nachdenkt, wie viele Geschichten sich hinter all diesen Paaren verstecken.

Liebesschlösser an der Hohenzollernbrücke, © Nina Hüpen-Bestendonk

An dieser Stelle soll ein YouTube- oder Vimeo-Video abgespielt werden. Wenn Videos auf dieser Website zugelassen werden, werden Daten automatisch an YouTube bzw. Vimeo übertragen.

Videos akzeptieren
Tapas op Kölsch, © Nina Hüpen-Bestendonk

Zum Abendessen geht es natürlich in ein Brauhaus. Aber nicht in irgendeines. Bei Johann Schäfer wird, anders als in traditionellen Brauhäusern, Altbewährtes und Modernes vereint. Die Gerichte sind zum Teilen gedacht: Tapas-Style op Kölsch. Sauerkraut mit Speck und Trauben, Krustenbraten mit Starkbiersauce und Süßkartoffel mit Chili gehören zu meinen Favoriten. „Von Kopf bis Huf“ ist hier die Devise, sprich: Möglichst alles vom Tier wird verwendet. Doch auch für Vegetarier und Veganer ist einiges an „Jemös“ dabei. Ein Brauhaus wäre kein Brauhaus, wenn es nicht auch ein eigenes Bier gäbe, zu meiner Überraschung kein Kölsch, sondern „Südstadt Pils“ und „Chlodwig Weizen“. Hier lässt es sich herrlich versacken.

Den nächsten Vormittag widme ich ganz der Kunst - und es geht schon in meinem Hotel los: Das Artotel Cologne ist Designhotel und Artgalerie in einem und beherbergt über 300 Werke der koreanischen Künstlerin SEO. In den Fluren, auf den Zimmern und im Frühstücksraum, überall hängen die beeindruckenden Gemälde aus Reispapier mit ihren vibrierenden Farben. Nach dem Frühstück besuche ich das Museum Ludwig direkt neben dem Kölner Dom. Allein schon das Gebäude selbst ist imposant: Unter dem wellenförmigen Dach befindet sich nicht nur die Kunstgalerie, sondern auch die Kölner Philharmonie. Mit seinem Mix aus Pop Art, Expressionismus und russischer Avantgarde gehört die Sammlung des Museum Ludwig mit über 70.000 Werken zu den bedeutendsten der Welt. Mir gefallen vor allem die Werke von Warhol, Klein sowie ein riesiges Diptychon von Picasso und ich hätte mich ewig in den Räumen verlieren können, doch ich habe heute noch ein zweites Museum auf der Liste.

Das MAKK - kurz für Museum für Angewandte Kunst Köln - stellt in seiner Ausstellung Kunst und Design in den Dialog. Hier treffen De Stijl Möbel auf Piet Mondrian Lithografien und berühmte Freischwinger von Marcel Breuer auf ein Relief von Oskar Schlemmer. Es entstehen unfassbar spannende Zusammenhänge und Kontraste. Es wird klar, wie sehr sich Kunst und Design in der Geschichte immer gegenseitig bedingt, inspiriert und befruchtet haben - teilweise sogar miteinander verschwimmen. Für mich als Designerin ein wirklich faszinierender Rundgang über zwei Etagen, den man übrigens auch online machen kann.

Nur fünf Minuten zu Fuß vom MAKK liegt das alte Kölner Funkhaus. Gebaut in den 1950er Jahren, war es einst das modernste Funkhaus Europas und ist ein Stück Geschichte des Westdeutschen Rundfunks. Noch heute befindet sich im Erdgeschoss das Funkhaus Café, eingerichtet im Stil der 50er und perfekter Lunch-Spot mitten in der Kölner Innenstadt.

  • Gemälde im Artotel in Köln , © Nina Hüpen-Bestendonk
    Funkhaus Café eingerichtet im Stil der 50er, © Nina Hüpen-Bestendonk
    Museum Ludwig, © Nina Hüpen-Bestendonk
  • MAKK Museum in Köln, © Nina Hüpen-Bestendonk
Köln Flora, © Nina Hüpen-Bestendonk

Der Himmel ist strahlend blau, die Sonne scheint und ich beschließe den Nachmittag unbedingt draußen zu verbringen. Ich liebe es, bei Städtereisen botanische Gärten und Gewächshäuser zu besuchen, eine kurze Auszeit vom Großstadtdschungel zu nehmen. Ich war noch nie vorher in der Kölner Flora, also wird es endlich mal Zeit! Schon das Eingangsbild ist imposant: Ein bunter Blumenteppich, ein Springbrunnen und im Hintergrund das Festhaus. Ich schlendere durch das Grün, vorbei an Teichen, kleinen Wasserspielen, Skulpturen und Gemüsegärten. Die Flora beherbergt über 10.000 einheimische und exotische Pflanzen. Im Café „Dank Augusta“ kann man sich eigene Picknickkörbe für den Aufenthalt zusammenstellen. Ich nehme nur eine Limonade und setze mich auf eine Parkbank, um zu zeichnen und lasse den Tag hier in Ruhe ausklingen.

Für den Abend habe ich eine Reservierung im Ristorante Toscanani, das für seine Pizza in ganz Köln bekannt ist. Hier gibt es nicht nur die angeblich beste Pizza der Stadt, sondern auch frische hausgemachte Pasta und tolle Salate. Auch für Veganer gibt es vegane Pizzen auf der Karte.

Am nächsten Morgen treffe ich Sascha Klein von CityLeaks im Kölner Stadtteil Ehrenfeld zu einer kleinen Street Art Tour. Das Viertel ist seit vielen Jahren bekannt für seine bunten Murals, Paste-Ups und allerlei anderer Straßenkunst. Bei unserer Tour erzählt Sascha mir viel zur Geschichte der Urban Art in Ehrenfeld und die industrielle Vergangenheit des Veedels. Wir passieren bunte Wände vom bekannten Kölner Kollektiv Captain Borderline und auch ein riesiges Mural meines Lieblingskünstlers ROA, der sich eher makabren Tierdarstellungen widmet und dessen Hase damals für viel Aufsehen gesorgt hat. Viele der großen Murals sind während einem der CityLeaks Urban Art Festivals, die normalerweise alle zwei Jahre stattfinden, entstanden. Unter einer Brücke erinnert eine große Wand an die Edelweißpiraten, die im zweiten Weltkrieg in Ehrenfeld im Widerstand waren und von denen einige durch die Nationalsozialisten ermordet wurden. Die Tour führt auch durch die belebte Körnerstraße, wo es von kleinen charmanten Kunstwerken nur so wimmelt: behäkelte Poller, bepflanzte Mülleimer und an Bäumen aufgestellte Pinnwände als Mini-Galerien. Nachdem ich mich von Sascha verabschiedet habe, mache ich noch einen kleinen Kaffee-Stopp in der Van Dyck Rösterei.

Einen Abschluss findet mein Aufenthalt in Köln beim Mittagessen im Wallczka auf der Stubbelrather Straße. Das stylische Restaurant bietet leckere Mezze (mit Fleisch und ohne), gute Sandwiches und einen wechselnden Mittagstisch. Bei frischer Limonade, gebackenem Ziegenkäse und scharfen Zucchini-Albondigas lasse ich den Mittag in Köln gediegen ausklingen.

Autorin: Nina Hüpen-Bestendonk - Egal ob Städtereise, Fernreise oder Kurztrip – Nina Hüpen-Bestendonk liebt es zu fotografieren. Dafür nutzt die gebürtige Niederrheinerin eine ihrer 30 Kameras. Auf ihrem Online-Blog Smaracuja hält sie ihre Abenteuer in Bildern, Texten und kleinen Illustrationen fest.   

  • Mural zur Erinnerung an die Edelweißpiraten, © Nina Hüpen-Bestendonk
    Nina steht vor einem großem Mural in Köln-Ehrenfeld, © Nina Hüpen-Bestendonk
    Hauswand in der Körnerstraße, © Nina Hüpen-Bestendonk
  • Körnerstraße in Köln, © Nina Hüpen-Bestendonk
    Bepflanzter Mülleimer in der Körnerstraße, © Nina Hüpen-Bestendonk
    Mittagessen im Restaurant Wallczka, © Nina Hüpen-Bestendonk