Petershagen im Kreis Minden-Lübbecke
Lebendige Tradition in historischen Mühlen und Museen
Entlang der Weser erstreckt sich die malerische Stadt Petershagen in der Tourismusregion Teutoburger Wald. Obwohl sie nur knapp 25.000 Einwohner hat, ist sie eine der flächenmäßig größten Städte des Landes. Alte Handwerkskunst, historische Bauten und ländliche Idylle machen die insgesamt 29 Ortschaften zu einem beliebten Ausflugsziel.
Nicht nur die Menschen leben gern in Petershagen. Im Frühsommer lockt es auch den Weißstorch in die Weserauen an der niedersächsischen Grenze. Allein 28 Brutpaare wurden im Jahr 2018 in der „Hauptstadt der Störche“ gezählt. Malerisch thronen dann ihre gewaltigen Nester auf ausgedienten Masten und Schornsteinen. Es lohnt also, auch mal einen Blick nach oben zu werfen, wenn man zu Fuß oder mit dem Rad rund um die Stadt unterwegs ist.
Flügel setzen sich in Bewegung
Entlang der Storchenroute zwischen Petershagen und Schlüsselburg lassen sich jedoch nicht nur die majestätischen Vögel gut beobachten. Ganz im Norden von Nordrhein-Westfalen begeben sich die Besucher auch auf eine Reise in die Vergangenheit. Denn in historischen Mühlen und Museen wird Tradition gelebt und gepflegt. So wurden allein in Petershagen elf Mühleanlagen aus der Zeit zwischen 1650 und 1950 restauriert. Immer an Pfingstmontag, dem „Deutschen Mühlentag“, setzen sich ihre großen Flügel in Bewegung. Im Sommer finden zudem regelmäßig „Mahl- und Backtage“ statt, und im Mühlenbauhof Frille informiert eine multimediale Ausstellung über die Mühlentechnik und das Leben der Müller im 19. Jahrhundert.
Industriegeschichte wird in Gernheim, am Steilufer der Weser, lebendig. Ein monumentaler Glashüttenturm weist den Weg ins LWL-Museum Glashütte Gernheim, wo Glasmacher den Besuchern demonstrieren, wie vor 100 Jahren aus glühend heißer Masse Gläser und Flaschen geformt werden. In den erhaltenen Arbeiterhäusern, der ehemaligen Fabrikanten-Villa und der Fabrikschule bekommen sie zudem Einblick in die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen damals. Apropos: Was sind eigentlich Heringsfänger und Hollandgänger? Und was machten sie an der Weser? Antworten auf diese Fragen gibt es in den aufwändig restaurierten Fachwerkhäusern des Heringsfängermuseums Heimsen, bevor schließlich noch ein Besuch in der Ilser Webstube ansteht. In Eigenarbeit haben Bürger 13 Webstühle, der älteste aus dem Jahr 1796, liebevoll restauriert, um auch diese heimische Handwerk neu zu beleben.
An eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte erinnert die Stadt Petershagen in der Alten Synagoge, die heute ein Informations- und Dokumentationszentrum für jüdische Orts- und Religionsgeschichte beheimatet. Die Gebäude sind eines der wenigen noch erhaltenen Ensembles aus Synagoge, jüdischer Schule, Mikwe (jüdisches Ritualbad), Friedhof und Wohnhäusern, die Gedenkstätte und mahnende Erinnerung zugleich sind.