Herbstgeschichten vom Niederrhein

Eine gemütliche Auszeit in einem der vielen charmanten Hofcafés am Niederrhein nehmen, das gehört einfach dazu. Duftender Kaffee, frischer Kuchen, der Kindheitserinnerungen weckt, uriges Ambiente. Liebevolle Pausen-Orte runden jede ausgedehnte Radtour ab. Die weiten Landschaften machen die Region zu einem wahrlichen Fahrradparadies. Doch hier gibt es nicht nur kulinarische Highlights zu entdecken. Denn der Niederrhein ist auch Auenland. Diese herbstliche Insellandschaft mit ihren Auenwiesen – zu schön. Und im Spätherbst bis Winter bietet sich Besuchenden hier ein wahrliches Naturspektakel. Ein schnatterndes Naturspektakel.

Alle raus an den Niederrhein!

Draußen pfeift der Wind und weht die rotbraun gefärbten Blätter von den Bäumen. Sanfter Nebel liegt über den weiten Feldern, auf denen die ersten Wildgänse schon Quartier bezogen haben. In einigen Wochen werden es riesige Schwärme sein, die hier überwintern. Was sage ich, zehntausende Gänse werden in der Auenlandschaft der Bislicher Insel für ein einzigartiges Naturschauspiel sorgen. Noch aber ist es ruhig an diesem frühen Morgen. Siehst Du die beiden da auf ihren bunten Rädern? Sie machen es genau richtig. Dick eingepackt, mit Mütze, Schal und Handschuhen, hat sich das junge Paar auf den Weg gemacht, um diese ganz besondere Herbststimmung einzufangen. Wenn die Luft noch ein wenig feucht ist und es nach frischer Erde und Moos riecht. Später werden die beiden auch bei mir vorbeikommen, und ich werde sie mit selbstgebackenem Kuchen und einem heißen Tee oder Kaffee überraschen. Mal sehen, was die Jahreszeit so hergibt. Pflaumen vielleicht. Oder doch lieber Apfelkuchen. Haben Quitten nicht auch gerade Saison? Ich frage mal beim Bauern in der Nachbarschaft.

Oh, Entschuldigung, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin eines der vielen gemütlichen Hofcafés, die hier am Niederrhein entlang des weitverzweigten Radwegenetzes zur Einkehr einladen. 2.000 Kilometer sind es insgesamt. Schon eine beeindruckende Zahl, oder? Aber noch besser: Es gibt in der Region kaum Hügel oder gar Berge. Stattdessen führen die Wege durch Wälder und weite Felder, vorbei an Flüssen und durch historische Altstädte wie etwa in Xanten. Die Attraktion dort ist natürlich der Archäologische Park mit dem gewaltigen Hafentempel und dem riesigen Amphitheater. Aber wusstest Du auch, dass die Stadt mit dem ungewöhnlichen, dreistöckigen Stadttor neuerdings Teil des Unesco-Welterbes ist? Genauer gesagt ist es der Niedergermanische Limes, der früher hier verlief. Also ganz früher, als die Römer noch hier am Niederrhein waren.

Doch zurück in meine gute Stube. Ich muss zugeben, ich bin ein wenig nostalgisch. Und ich steh’ auf alten Krempel. Kaffeekannen und Porzellan aus Ur-Omas Zeiten, alte Röhrenradios und barocke Landschaften in Öl. Schiefertafeln und alte Schränke. Im Herbst gefällt mir meine Dekoration immer besonders gut. Ich mag diese warmen Farben, getrocknete Ähren und Gräser. Wenn dann noch das Feuer im Kamin flackert, wird’s nicht nur mir ganz wohlig zumute.

Ah, da kommen meine Gäste. Im Hinterhof haben sie ihre Räder abgestellt und reiben sich jetzt die Hände. Ein bisschen durchgefroren sehen sie schon aus. Aber fürs Aufwärmen bin ich ja jetzt da. „Schön muckelig hier“, höre ich sie sagen. Also schön warm – und gemütlich. Ich lausche mal noch ein bisschen. Das frühe Aufstehen muss sich jedenfalls gelohnt haben. Denn selbst die Kühe am Wegesrand kamen ganz nah ans Gatter, als die beiden vorbeigeradelt sind. Auch an Schlössern und Burgen, die in den frühen Morgenstunden etwas verwunschen wirken, sind sie vorbeigekommen. Und immer wieder an kleinen und großen Höfen. Viele regionale Produkte gibt es hier zu kaufen. Vom Obst aus eigenem Anbau über Gemüse bis hin zu Fleisch. Aber auch selbstgemachte Marmeladen und Honig, Liköre und Säfte. So ist das hier bei uns auf dem Land, alles aus eigener Herstellung. So schmeckt es besonders gut! Ich glaube, die beiden bleiben noch ein bisschen …