Schöne Aussichten und kleine knackige AnstiegeWandertour für Wiederkehrer
Als wir am Ende dieser Tour durch das Windecker Ländchen den Rundweg gleich noch einmal beginnen ist klar: Die Füße haben das Kommando übernommen, der Kopf ist abgeschaltet. Wie herrlich! Mit seinen kleinen, aber knackigen Anstiegen, idyllischen Wegabschnitten am Fluß und quer darüber sowie historischen Hinguckern am Wegesrand hat uns der Mäanderweg in seinen Bann geschlagen.
Auf acht Kilometern hat er uns in schöne Winkel von Windeck an der Sieg geführt. Ilonka und Silke stellen Orte und Momente vor, die für wunderbare Wanderhochgefühle gesorgt haben.
Wasser, Ufer, FlussbewohnerIdylle Pur
Die Sieg mit ihren Schleifen und Altarmen hat dem Mäanderweg nicht nur den Namen gegeben, sie prägt auch die ersten Eindrücke: Ganz in der Nähe des Bahnhofs Schladern stoßen wir gleich auf das sonst eher kleine Flüsschen, das hier allerdings mit einem Superlativ schmücken kann: Der Siegwasserfall gilt als der größte Wasserfall Nordrhein-Westfalens, wobei jedoch die Breite gemeint ist. Über 80 Meter liegen hier zwischen den beiden Ufern, dazwischen fließt die Sieg in mehreren Stufen über und zwischen Felsen und Steinkaskaden. Wassermassen rauschen hier jedoch nur in Hochwasserphasen entlang, in trockenen Zeiten bietet sich ein eher ruhiges und idyllisches Bild.
Auch Enten und Schwäne genießen diese Idylle. Ganz unbeeindruckt von uns macht eine Entenfamilie einen Watschelausflug an Land. Wir zwei Wanderer dagegen machen uns auf den Weg übers Wasser – eine Fußgängerbrücke lässt uns trockenen Fußes die andere Seite der Sieg erreichen.
Über Stock und SteinHerausfordernde Aufstiege
Vom Wasser in den Wald: Der Mäanderweg führt über weite Strecken über bewaldete Hügel und teils steile Pfade. Mitunter geht es so steil bergauf, dass keine Unterhaltung mehr möglich ist, stattdessen ist vermehrt ein Schnaufen zu hören. Ab besonders herausfordernden Stellen mit rutschigem Untergrund hilft ein Seil beim Vorwärtskommen. „Bergfest“ verkündet ein Schild, als wir oben angekommen sind. Kaum zu glauben: Diese Gipfelbesteigung soll uns nur auf 128 Meter über Normal Null gebracht haben? Das kommt uns aber eindeutig höher vor!
Große ObstwiesenKleine Örtchen
Entlang der flach verlaufenden Abschnitte des Mäanderwegs sorgen Fachwerkhäuser, hübsch angelegte Gärten und Obstwiesen für bleibende Eindrücke und interessante Einblicke. Würden uns die Wegweiser, ein weißes S auf rotem Grund, nicht ständig versichern, dass wir richtig gehen – wir hätten teilweise das Gefühl durch private Wiesen und Gärten zu wandern. Dabei passieren wir Kaninchenställe, Pferdekoppeln und selbst gebastelte Insektenhotels. Zwischendrin schönstes Fachwerk in schwarz-weiß.
Feine Herrschaften und fleißige HandwerkerEinzigartige Höhepunkte
Ein unbestrittener Höhepunkt des Weges ist die Burg, die der Gemeinde ihren Namen gab. Von der gut begehbaren Ruine haben Wanderer einen weiten Blick ins Siegtal mit Fluss, Wald und sanften Hügeln. Mauerreste lassen den Grundriss der einst imposanten Burg erkennen und sind als Picknicktisch und Sitzgelegenheit gut zu gebrauchen.
Nicht das Leben von adeligen Herren, sondern der Arbeitsalltag ganz normaler Menschen steht im Heimatmuseum Altwindeck im Zentrum der Aufmerksamkeit. In einem von einem wunderdschönen Bauerngarten umgebenen alten Schulgebäude sowie in zwei Fachwerkhäusern, einer Scheune und zwei Mühlen geben Werkzeuge, Möbel und andere Gegenstände anschauliche Einblicke in ländliches Leben vor 100 Jahren. Dazu gehören neben einem originalen "Tante-Emma-Laden", einem alten Friseursalon und einer historischen Zahnarztpraxis natürlich auch ein Klassenraum von annodazumal mit eingelassenen Tintenfässern im Pult.
Unsere Lieblingsplätze
- Museumsdorf Altwindeck: Da wo vor 100 Jahren Schulkinder Lesen lernten, erfahren Besucher heute wie früher das tägliche Leben, die Arbeit, aber auch Geselligkeit oder das Glaubensleben ausgesehen haben. An Aktionstagen wie dem alljährlichen Burg- und Handwerkermarkt am 3. Oktober oder den Tagen der offenen Gartenpforte im Sommer können Backes, Mühle und historische Werkzeuge in Aktion erlebt werden.
- Übernachten im Baumhaus: Diese Unterkunft liegt direkt am oder besser gesagt über dem Mäanderweg: Das Baumhaus ist um einen mächtigen Stamm herumgebaut. In Windeck gibt es noch mehr ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten in der Natur, etwa im Schäfer- oder im Zirkuswagen.
- Einkehren am Wasserfall: In einer einstigen Fabrikhalle direkt am Siegwasserfall findet sich Elmores Biergarten und Lounge. Hier ist Industriearchitektur aus der Gründerzeit gemixt mit Wohnzimmerlampen und Buddha-Statuen, Holzmöbeln und Leuchtern aus Altmetall. Der Name erinnert übrigens an die englische Metallwarenfabrik Elmores, die hier Ende des 19. Jahrhunderts als Inhaber des ersten Weltpatents auf gezogene Kupferrohre mit Wasserkraft produziert haben.