Leben in der BudeBeim Frühstück im V-Hotel von Christina und Harald Voit

Plötzlich war es still am anderen Ende der Leitung. Minutenlanges Schweigen. Christina Voit brauchte ein wenig Bedenkzeit, als ihr Vater Harald sie vor sieben Jahren anrief und mit der Idee überraschte, gemeinsam ein Hotel zu eröffnen. Am Venusberg in Bonn. Direkt am Wald, dem Kottenforst. „Eigentlich wollte ich nie in die Gastro, weil man da kochen muss“, erinnert sich die studierte Kunsthistorikerin. Damals war Christina noch im Volontariat im Museum Kunstpalast in Düsseldorf. Jetzt steht die 39-Jährige, hochschwanger mit dem zweiten Kind, hinter der Rezeption ihres Hotels und freut sich, „dass endlich wieder Leben in der Bude ist“. Auch Thomas Hoffmann ist zurück. Nach 16 Monaten „zu hundert Prozent im Homeoffice“ frühstückt der IT-Spezialist aus Frankfurt heute erstmals wieder im V-Hotel. Die Eier sind frisch vom Bauern aus der Nachbarschaft. Es gibt Obstsalat, Müsli und Joghurt. Natürlich auch Wurst und Käse. Doch Christina und Harald Voit legen besonderen Wert auf Nachhaltigkeit. Nicht nur beim Frühstück. Auch die Holzböden, -tische und -bänke in dem hellen, mit viel Liebe zum Detail dekorierten Hotelvorbau sind ökologisch mit Bedacht gewählt. In den Tagungsräumen hingen schon lange vor Corona CO2-Messanlagen. Es gibt E-Trafos und einen eigenen E-Bike-Verleih. Zudem wurden seit der Eröffnung des Hotels bereits 270.000 Kilogramm CO2 eingespart. Darauf ist Harald Voit besonders stolz.


 

Wecker sind überflüssig

Thomas Hoffmann, der einer der ersten Gäste im V-Hotel war und bis zum Lockdown mehrmals im Monat hier übernachtet hat, schätzt vor allem die Wohnraumatmosphäre, das persönliche Engagement aller, die hier arbeiten, sowie die Lage des Hauses. „Ich schlafe nicht nur wie ein Bär“, sagt der 54-Jährige, der bis dahin Standardhotels mit rein funktionalen Tagungsräumen und den immer gleichen Zimmern gewohnt war. Auch brauche er keinen Wecker mehr. „Die Geräuschkulisse des Waldes reicht.“ Tatsächlich gucken die Gäste von Christina und Harald Voit vom Bett der 42 individuell eingerichteten Zimmer aus direkt ins Grüne. An den Bäumen hängen kleine Fledermaus-Pensionen. Vor dem Haus steht ein Bienenhotel. Drei ungewöhnliche Baumhäuser sind es im Garten. Die Rostlaube, der Waldgeist und das Rotkäppchen. „Ein Traum meines Vaters.“

Monatelang blieben sie jedoch leer. Ebenso wie die meisten Zimmer in dem ehemaligen Jugendbildungswerk der Bundesregierung, das Harald Voit damals eher durch Zufall am Venusberg entdeckt und umgebaut hat. Lediglich eine Handvoll Geschäftsreisende durften Christina und ihr Hund Pitufo, was zu Deutsch übrigens Schlumpf heißt, seit dem vergangenen November begrüßen. „Das war eine gespenstische Atmosphäre“, erinnert sich die Hotelchefin, die gerade den persönlichen Kontakt zu den Gästen mag und den Trubel gewöhnt ist, der jetzt wieder in der Lobby herrscht. Eine Reisegruppe aus den Philippinen macht schnell noch ein paar Selfies, bevor sie zum Seminar aufbricht. Andere schauen sich das grell bunte Graffiti im Treppenhaus an, das Familie Voit bewusst im Original belassen hat. Thomas Baumgärtel, besser bekannt als Bananensprayer, hat es nur noch ein wenig „ergänzt“. „Es ist nicht gesund, wenn so ein Haus leer ist“, sagt Christina plötzlich. „Es muss leben.“

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Pläne für die Zukunft

Deshalb hofft auch Stammgast Thomas Hoffmann, bald wieder mit seinem ganzen Team nach Bonn kommen und nach der Tagung in der Hotelküche gemeinsam kochen zu können.  Und Harald Voit setzt noch einen drauf. „Wir wollen Christinas alte Wohnung zum hybriden Tagungsraum umbauen“, sagt er und ist sogleich mit Thomas im Gespräch vertieft. Der Mann aus Frankfurt findet das „eine tolle Idee“ und hat ebenfalls noch Anregungen. „Wäre es nicht auch eine Idee für Euch Tageszimmer anzubieten“, fragt er den umtriebigen Hotelier. „Für Leute, die mal aus ihrem Homeoffice rauswollen und nicht ins Büro dürfen.“ Der 71-jährige Harald denkt nach.

Schon jetzt häufen sich bei ihm und seiner Tochter die Anfragen wieder. Vor allem bei Paaren sind die drei Baumhäuser beliebt. Vielleicht eine Folge der Pandemie, mutmaßt Harald. „Man kann, muss aber keine Leute treffen“, sagt er und beginnt, schon wieder laut zu denken. „So ein Baumhaus ist doch der ideale Rückzugsort zum Schreiben. Oder bevor ein Burn-out droht.“ Oder, oder, oder. Thomas nickt. Christina hört geduldig zu und freut sich mit ihrem Vater. Endlich ist wieder Leben in der Bude.

Johannes Höhn

Entdeckungen in BonnBunt und bescheiden

Das Siebengebirge direkt vor der Haustür. Der sagenumwobene Drachenfels. Und Beethoven natürlich. Bonn ist zwar nicht mehr Bundeshauptstadt, hat aber trotzdem so viel zu bieten. Die vielleicht charmanteste nordrhein-westfälische Rheinmetropole gibt sich zwar im Vergleich zu Köln und Düsseldorf mitunter etwas bescheiden, muss sich aber keinesfalls verstecken. Im Gegenteil. Denn hier grünt es nicht nur mitten in der Stadt. Auch sonst ist es in Bonn das ganze Jahr über bunt. Im Frühsommer, wenn in der Nordstadt die Kirschblüte blüht. Wenn Jogger, Radfahrer und Spaziergänger das Rheinufer bevölkern. Oder wenn bei den Stadtfrüchtchen das erste Obst und Gemüse im Gemeinschaftsgarten geerntet wird. Und sollte es doch mal regnen: Die bekannte Museumsmeile mit dem Haus der Geschichte, dem Kunstmuseum Bonn und der Bundeskunsthalle ist lang genug, dass auch der längste Schauer den Bonn-Besuchern nichts anhaben kann.

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