Freie Sicht in die SternekücheEin Abend an Tisch 16 im Restaurant "Zur Post" in Odenthal

Tisch 16 ist der absolute Lieblingsplatz von Barbara Wilke. Auch Oliver Grede und seine Frau sitzen gern auf der Bank an dem langen Holztisch in der Poststube. Denn Tisch 16 ist nicht irgendein Platz im Restaurant „Zur Post“ in Odenthal. Es ist der Beste. Durch ein Fenster können Stammgäste wie Barbara, Oliver und Roland genau beobachten, was Christopher und Alejandro Wilbrand heute wieder für sie auf den Teller zaubern. Endlich wieder zaubern dürfen. Denn monatelang blieb die Küche der beiden Brüder zwar nicht kalt. Aber auch die beste Kochbox kann den persönlichen Kontakt zum Gast nicht ersetzen. Da sind sich alle einig. Nicht nur die Gäste an Tisch 16.

Neue Respekt für die Gastronomie

Dabei haben der Koch und der Konditor, die das elterliche Restaurant seit vielen Jahren gemeinsam leiten, das Beste aus der langen Zeit der Schließung gemacht. 150 bis 400 Kochboxen haben sie pro Woche zusammengestellt, fast ausschließlich aus regionalen Zutaten und inklusive Anleitung für die Zubereitung von Bergischem Hirschrücken, Tatar vom Rind und gebackenem Kalbsbries am heimischen Herd. „Jetzt weiß ich erst, wie viel Arbeit hinter gutem Essen steckt“, sagt Barbara Wilke, die regelmäßig aus Köln angereist ist, um den Kontakt zu den beiden befreundeten Gastronomen zu halten. Seit sie vor zehn Jahren erstmals nach einer Wanderung durch Zufall in die eher rustikale Postschänke der Familie Wilbrand eingekehrt ist, verbindet sie mit den Brüdern nicht nur eine freundschaftliche, sondern auch eine geschäftliche Beziehung. Barbara betreibt ein traditionsreiches Kölner Käsehaus und weiß gutes Essen und vor allem gute Qualität zu schätzen.

Umso mehr freut sich nicht nur die Fachfrau über „einen neuen Respekt für die Gastronomie“, den auch Christopher und Alejandro deutlich zu spüren bekommen. „Die Gäste sind viel verständnisvoller und freundlicher“, freut sich der Küchenchef über eine „sogar positive Nebenwirkung“ des Lockdowns. Es gibt kaum Beschwerden. Keiner nörgelt. „Was noch vor Monaten ganz normal war, war mit einem Schlag plötzlich weg“, versucht sich Roland Jankowsy an einer Erklärung. Und auch Oliver Grede konnte es anfangs gar nicht glauben, als er endlich wieder an seinem „Stammtisch 16“ Platz nehmen durfte. „Wow“, dachte er nach monatelanger Abstinenz, „wir haben gerade Essen bestellt und bekommen es tatsächlich serviert ...“

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Qualität aus der Region

Es ist der Applaus, den der Koch am liebsten hört. „Wenn der Gast eine gute Zeit bei uns hat“, so Christopher Wilbrand. Mindestens ebenso viel Spaß macht es dem Koch aber auch, „wenn ich tolle Ware verarbeiten darf“. Deshalb legt er bei der Zubereitung seiner Degustationsmenüs besonderen Wert auf Qualität aus der Region. Und gerade diese „Liebe zur Ware und das Bekenntnis zur Regionalität“ schätzen auch Barbara Wilke und Oliver Grede an dem Brüderpaar aus Odenthal, die schon als Jugendliche im elterlichen Lokal ausgeholfen und beim Spülen ihr Taschengeld ein wenig aufgebessert haben. „Man spürt dieses Herzblut einer Familie“, ergänzt schließlich Roland Jankowsy. „Das hier ist nichts Namenloses.“

Der aus der ZDF-Serie Wilsberg bekannte Darsteller ist ganz in der Nähe aufgewachsen und war selbst schon als Kind in dem Lokal an der Landstraße zwischen dem Altenberger Dom und Köln. Damals wurde noch Kasperletheater geboten. Heute ist er zu Krimilesungen in die dezent modern eingerichteten Gasträume eingeladen, hat auch selbst schon einmal für Christopher und seine Frau gekocht und freut sich, wenn hoffentlich bald auch das nächste „Sternschnuppern“ wieder in Odenthal stattfindet. Wenn wieder Köche aus der Region, Winzer und Sommeliers ihr Können im Hotel Restaurant „Zur Post“ von Christopher und Alejandro Wilbrand zur Schau stellen.

Noch sind die beiden Gastronomen mit ihren Planungen vorsichtig. Aber mindestens ebenso zuversichtlich. Zumal sich auch alle Gäste an die Regeln halten und „geimpft das neue Grußwort ist“, wie Roland spontan einwirft. Dann wird es irgendwann wieder Messen und Weinabende in der Postschänke und der Poststube der Wilbrands geben. Und einen ganz besonderen Geburtstag. „Wir haben unsere Hochzeit hier gefeiert und den 30. Geburtstag meiner Frau“, erinnert sich Oliver Grede. Nur sein 40. Geburtstag musste während des  Lockdowns leider ausfallen. Doch der Dachdecker nimmt’s gelassen und pragmatisch. „Dann feiern wir eben jetzt 40 + 1.“ An Tisch 16, versteht sich.

Entdeckungen im Bergischen LandWo Berge sind, sind auch Täler

Das Bergische Land kennt eigentlich nur zwei Farben. Blau und Grün. Denn in keiner Region des Landes gibt es mehr Talsperren als in der hügeligen Waldlandschaft zwischen Sauerland und Rheinland. Also genau die richtige Adresse für einen Ausflug an heißen Sommertagen. Der Wald spendet Schatten, und das Wasser lädt zur Abkühlung. Wären da nur nicht die vielen Höhenmeter, die es in der Region zu überwinden gilt. Doch wo Berge sind, sind bekanntlich auch Täler. Hier unten verläuft die Wanderung entspannt am Fluss entlang. Nebenbei gibt es Einblicke in die Handwerkstradition der Tuchmacher und Schleifer. Und Radfahrer kommen auf ehemaligen Bahntrassen bequem voran, auch ohne allzu kräftig in die Pedale treten zu müssen. Wer indes den Anstieg auf die grünen Hügel nicht scheut, wird mit tollen Ausblicken auf die dicht bewaldete Landschaft belohnt. Hier verstecken sich neben den Talsperren auch viele kleine Fachwerkorte mit traditionsreichen Lokalen, auf deren Speisekarte eins nicht fehlen darf: die Bergische Kaffeetafel.

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