Tourismus NRW e.V.

Unterwegs in DuisburgHochofen und Hafenflair

Für diesen Wandertag haben Silke und Hannah sich viel vorgenommen: Rund 20 Kilometer lang ist die Rundstrecke, die vom Duisburger Hauptbahnhof aus an außergewöhnliche Aussichts- und Ankerpunkte führt. Doch das Gute am Urban Hiking sind ja die unzähligen Strecken-Alternativen und so steigen die beiden bei dieser Tour zwei Mal kurz in eine Bahn – und haben umso mehr Zeit für die einzelnen Stationen zwischen Hafen und Hochofen.

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Gipfelerlebnis mit Panoramablick

Diese Ruhe ist wohltuend: Eben noch haben wir in einer vollen Straßenbahn gesessen, in der aufgeregte Kinder herumgewuselt sind, nun schlendern wir fast alleine durch den weitläufigen Landschaftspark Duisburg Nord. Kaum zu glauben, dass hier einst im Dauerbetrieb Roheisen hergestellt worden ist. An diesem Morgen herrscht in dem ehemaligen Hüttenwerk eine entspannte Stille, nur vereinzelt begegnen uns andere Menschen. Vorbei an unzähligen Rohren, Schornsteinen, Hallen durchqueren wir Bunkeranlagen und steuern auf den Hochofen 5 zu, der mit seiner Aussichtsplattform unangefochtener Höhepunkt des Areals ist. Unterwegs sammeln wir jede Menge Eindrücke und Infos, etwa dass der Deutsche Alpenverein hier mit der Sektion Duisburg einen Klettergarten betreibt. Oder dass sich auch die Natur wohl fühlt: Libellen und Schmetterlinge lassen sich auf wild wuchernden Pflanzen von der Sonne bescheinen.

Eiserne Treppen führen hoch auf den Hochofen 5, der täglich rund um die Uhr geöffnet ist – außer bei Schnee, Sturm und Glätte. Etwas Eis und Abkühlung kämen uns eigentlich ganz recht beim Aufstieg – aber okay, wir wollen nicht klagen über blauen Himmel und Sonnenschein. Oben haben wir einen tollen Ausblick auf die Stadt, das Ruhrgebiet und den Niederrhein. Wir könnten ewig hier stehen und Fotos machen. Doch es gibt hier noch so viel mehr zu erleben: Tauchen, Skaten, Rutschen, Wandern, Radfahren – es ließen sich gut und gerne ein, zwei ganze Tage hier verbringen. Betten für die Nacht gibt’s gleich um die Ecke in der Jugendherberge, die am Rande des Parks in einem historischen Verwaltungsgebäude untergebracht ist.

Aber wir haben ja noch viel vor auf dieser Tour, deshalb steigen wir wieder hinab, schauen noch bei den Sintergärten vorbei, wo Stege und Wege vorbei an Büschen, Bäumen, Lavendel und Silber-Heiligenkraut führen, legen eine Eiskaffee-Pause am Büdchen ein und sagen „Tschüss“ zum Landschaftspark.

Bananenkunst und maritimes Flair

Uns zieht es ans Wasser. Nach einem kurzen Fußmarsch zum Bahnhof Meiderich bringt uns eine Bahn flugs nach Ruhrort. Und da essen wir erst mal Pommes. Der Biergarten Mühlenweide ist unsere erste Station und bietet sowohl heiß Frittiertes und kalte Getränke, als auch maritimes Flair mit seinem großen Flaggenmast und schönen Aussichten auf viel Wasser: An der einen Seite fließt der Rhein, die andere liegt an einem Hafenbecken, dazwischen steht eine Statue vom Heiligen Nikolaus. Wir wundern uns nur kurz und lesen dann, dass er nicht nur Kindern Süßes bringt, sondern auch Schutzpatron der Schiffer ist. Aber wo ist die Ruhr, die diesem Stadtteil den Namen gegeben hat? Wir gehen auf die Suche, immer am Wasser entlang. Unterwegs entdecken wir Schiffe am Anleger, Pegel und Hafenmeisterei Ruhrort und sehen in der Ferne eine riesengroße leuchtend-orange Steele. Als kundige Kennerinnen wissen wir, damit haben wir die Ruhr gefunden. Diese Skulptur heißt Rheinorange und markiert sowohl die Mündung in den Rhein als auch Start- und/oder Endpunkt des beliebten Ruhrtalradweges.

An der legendären Hafenkneipe „Zum Hübi“, vor deren Tür ein Museumsschiff des Binnenschifffahrtsmuseums vor Anker liegt, biegen wir von der Hafenpromenade ab in die Horst-Schimanski-Gasse Richtung Zentrum von Ruhrort, natürlich nicht ohne eine Gedenkminute für den von Götz George dargestellten legendären Tatort-Kommissar.

In den Straßen Ruhrorts erinnern weitere Seemannskneipen, Schifffahrtsbedarf und sogar eine Bank für Schifffahrt an die Zeiten, in denen der Stadtteil als „St. Pauli des Westens“ galt. Große Kirchen und prächtige Hausfassaden zeugen ebenso davon, dass hier einmal viel Geld verdient wurde, zahlreiche Unternehmen nutzten Ruhrorts Lage als Tor zum Ruhrgebiet und es soll eine höhere Millionärsdichte als in Berlin gegeben haben. Für einen Hingucker aus heutiger Zeit sorgt das Bananenhaus in der Karlstraße. Ein Sammler aus Duisburg hat den Künstler und Bananensprayer Thomas Baumgärtel die Fassade eines Hauses über und über mit Bananen verzieren lassen. Am Tausendfensterhaus, in dem einst die Rheinische Stahlwerke saßen und heute verschiedene Firmen untergebracht sind, entscheiden wir uns kurzerhand gegen den Fußmarsch und für eine Bahnfahrt über Ruhr und Hafenbecken.

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Mittelalter trifft Moderne

Am Landesarchiv NRW steigen wir aus – und staunen:  Das riesige Gebäude hat keine Fenster. Das war aber mal anders, lässt sich erkennen und wir lesen nach:  Die Fenster des ehemaligen Getreidespeichers wurden zugemauert, um das Archivmaterial vor Tageslicht zu schützen. Hinter der Schwanentorbrücke biegen wir links ab und flanieren durch den Innenhafen vorbei am Kultur- und Stadthistorischen Museum, entdecken Überreste der mittelalterlichen Stadtmauer und machen einen kurzen Schlenker zum rund 500 Jahre alten Dreigiebelhaus, dem ältesten Wohnhaus von Duisburg. Am Ende des Hafenbeckens ragt mit dem Museum Küppersmühle ein weiteres Highlight in den Himmel. Das ehemalige Speichergebäude ist ein großes und beeindruckendes Gesamtkunstwerk aus Architektur und Nachkriegskunst, für dessen Besuch allein schon ein halber Tag kalkuliert werden sollte. Schwimmende Zusatzattraktion ist ein begehbares U-Boot, das als Teil der ständigen Ausstellung im Hafenbecken vor Anker liegt.

Bistros, Cafés und Restaurants zu beiden Seiten des Ufers servieren Speisen und Getränke. Wir nähern uns nun aber langsam und gemütlich dem Ausgangs- und Endpunkt unserer Tour. Noch ein kurzer Bummel durch nette Sträßchen und die Fußgängerzone, Kaffeestopp bei Simply Coffee inklusive – und wir sind wieder am Hauptbahnhof angelangt. Mit Blick auf einen großen Anker, der vor dem Bahnhofsgebäude golden in der Sonne glänzt, sagen wir: Ahoi, Duisburg, schön war’s bei Dir!

Wanderhacks für Duisburg

Unsere Tipps für Dein Erlebnis

  • Kultur-Zeit einplanen… Wer eins der Museen entlang der Route besuchen möchte, meidet den Montag und plant Extra-Zeit ein.

  • Häfen erkunden… An der Hafenpromenade in Ruhrort flanieren oder im Innenhafen Kunst und Kulinarisches erleben: Duisburgs Häfen solltest Du nicht verpassen. 

  • Bahn fahren… Es ist okay, zwischendurch mal in die Bahn zu steigen und einiges an Strecke zurückzulegen – Duisburg ist groß und spannende Orte liegen nicht immer nah beieinander.

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