Klare Linien zeichen die Backsteinbauten im Bauhaus-Stil aus
Volker Döhne, Kunstmuseen Krefeld

Die AvantgardistinKrefeld – eine Stadt mit Stil

Ich lege großen Wert auf mein Äußeres. Das war immer schon so und hat zwei Gründe. Denn zum einen hat die Textilindustrie bei mir eine lange Tradition, weshalb ich auch „Seidenstadt“ genannt werde. Zum anderen spielen Architektur und Design bei mir in Krefeld eine ganz besondere Rolle. Wie eng beides miteinander verknüpft ist, wirst Du schnell erkennen, wenn Du bei mir zu Besuch bist. Ich erkläre Dir aber vorab schon einmal kurz die Hintergründe, damit Du weißt, welche Orte Du unbedingt besuchen solltest. 

Ein Blick zurück: Schon Anfang des 17. Jahrhunderts siedelten sich bei mir die ersten Kaufleute an, die mit Stoffen wie Seide handelten und diese zu teuren Kleidern verarbeiteten. Vom preußischen Königshaus gefördert, nahm die Seidenindustrie in Krefeld bald eine Monopolstellung ein, und es gab Zeiten, in denen mehr als die Hälfte meiner Bevölkerung ihr Geld mit dem feinen Tuch verdiente. Besonders reich wurden die beiden Industriellen Hermann Lange und Dr. Josef Esters, die sich Ende der 1920er Jahre zwei Villen errichten ließen. Entworfen wurden sie von keinem Geringeren als Ludwig Mies van der Rohe, einem der führenden Vertreter des Bauhaus. So also kam die Neue Sachlichkeit und mit ihr ein Hang zur Avantgarde zu mir nach Krefeld. 

Gemeinsam mit dem Kaiser Wilhelm Museum, einem prächtigen Gründerzeitbau im Stil der italienischen Renaissance, bilden die beiden Bauhaus-Gebäude heute die Kunstmuseen Krefeld. Drei spannende Orte für zeitgenössische bildende und angewandte Kunst mit Schwerpunkten im 20. und 21. Jahrhundert. Unter anderem wird Dir beim Museumsbesuch ein Name besonders auffallen. Joseph Beuys. Der Mann, der die Kunstszene wie kaum ein anderer spaltete, wurde nicht nur ganz in der Nähe am Niederrhein geboren, sondern hat auch bei mir in Krefeld seine Spuren hinterlassen. Begib Dich doch einfach mal auf die Suche. 

Unbedingt planen musst Du einen Besuch im Deutschen Textilmuseum, das in meinem mittelalterlichen Stadtteil Linn seinen Sitz hat. Rund 30.000 Textilien aus der Antike bis in die Gegenwart lagern hier in speziell klimatisierten Archiven, die ich allerdings nur zu besonderen Anlässen und Ausstellungen ans Licht hole. Gib also Bescheid, wenn Du vorbeischauen willst. Und wenn Du dann eh schon in Linn bist, lade ich Dich noch zu einer Besichtigung der gleichnamigen Wasserburg ein. Obwohl sie erst in den 1950er Jahren wieder aufgebaut wurde, gleicht sie dem mittelalterlichen Vorbild bis ins kleinste Detail. Jährlicher Höhepunkt im Veranstaltungskalender ist am Pfingstwochenende, wie könnte es anders sein, der Flachsmarkt. 
 

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