Seit 1977 verwandelt das künstlerische Großereignis die Stadt Münster alle zehn Jahre in ein Open-Air-Museum. 2027 steht nun die sechste Ausgabe der Skulptur Projekte an, die zugleich das 50-jährige Bestehen des Formats feiert. Diese Edition der stadtweiten Skulpturenausstellung, die erstmals vom internationalen Kuratorinnenkollektiv „What, How and for Whom“ (WHW) geleitet wird, möchte, wie ihre Vorgänger auch, künstlerische Strömungen der Zeit einfangen und Antworten auf aktuelle gesellschaftliche Fragen geben.
Getragen vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und der Stadt Münster gelten die Skulptur Projekte längst als eines der wichtigsten Kunstereignisse Deutschlands. Sie sind temporäre Ausstellung und öffentliche Sammlung zugleich, denn einige Arbeiten bleiben nach der Schau dauerhaft erhalten. Doch selbst die vergänglichen Interventionen hinterlassen Spuren: Sie verändern den Blick auf die Stadt, öffnen Diskurse über Demokratie, Ressourcen, Klima oder Migration und machen Münster zu einem Labor für urbane Zukunft.
Temporäre Ausstellung, öffentliche Sammlung
Zwischen Aasee und Schlossgarten, zwischen Hafen und Innenstadt stoßen Reisende in Münster auf Kunstwerke, die mehr als selbstverständlich zum Stadtbild gehören. Ursprünglich waren diese Arbeiten als temporäre Interventionen gedacht, sie fügen sich nun aber ideal in ihre Umgebung ein. Claes Oldenburgs monumentale „Giant Pool Balls“ etwa liegen seit 1977 wie riesige Billardkugeln am Aasee. Dan Grahams verspiegeltes „Octogon for Münster“ ziert seit 1987 die Allee des Schlossgartens als Spiegel- und Wahrnehmungsspiel. Beide Werke stehen exemplarisch für die Idee der Skulptur Projekte Münster: Kunst nicht im Museum zu verstecken, sondern mitten ins Leben zu stellen.
Besonders eindrücklich waren in jüngster Vergangenheit vor allem Arbeiten, die das Publikum unmittelbar einbanden: Ayşe Erkmens „On Water“ ließ Gäste 2017 etwa auf einem Steg über den Binnenhafen schreiten. Nicole Eisenmans Brunnenensemble „Sketch for a Fountain“ forderte sie im Kreuzschanzen-Park zur aktiven Auseinandersetzung mit fünf nackten, geschlechtsneutralen Figuren auf. Solche Werke machten die Skulptur Projekte auch für die rund 650.000 Gäste aus 72 Ländern zu einem intensiven Erlebnis.