Bereits im 12. Jahrhundert baute der katholische Prämonstratenser-Orden das Glaubenszentrum in Cappenberg im Münsterland. Die romanische Stiftskirche aus dieser Zeit ist heute ein Veranstaltungsraum für Konzerte und Gottesdienste. Die Anlage mit Hauptschloss aus dem 17. Jahrhundert wandelte sich zum kulturellen Anziehungspunkt mit Museum und Wechselausstellungen.
Idyllisch, friedvoll und geschichtsträchtig: Auf dem Höhenzug des Selmer Vorortes Cappenberg verströmt das gleichnamige Schloss eine magische Anziehungskraft. Im 12. Jahrhundert gründete hier der katholische Orden der Prämonstratenser seinen ersten Ordensstift im deutschsprachigen Raum mit dem Herzstück einer romanischen Stiftskirche. Im 17. Jahrhundert errichteten die Eigentümer das dreiflügelige Hauptschloss im barocken Stil, nachdem das vorige Klostergebäude im 30-jährigen Krieg zerstört wurde. Seitdem umrahmt es den denkmalgeschützten Glaubensort und zählt zu den bedeutendsten Beispielen westfälischer Klosterbaukunst.
Konzerte in der Stiftskirche
Heute ist die gesamte Anlage gleichermaßen eine Pilgerstätte für Kulturliebhaber wie Erholungssuchende, da sich die Einrichtung zum kulturellen Zentrum inmitten einer traumhaften Landschaft gewandelt hat. Das liegt zum einen an den einnehmenden Konzerten, die in der ehemaligen Stiftskirche stattfinden, zum anderen an dem eindrucksvollen Museum im Hauptgebäude, das der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) gemeinsam mit dem Kreis Unna betreibt. Hier wechseln sich Kunstschauen von Weltrang ab und die Dauerausstellung "Der Freiherr vom Stein und Cappenberg" ist für jedermann geöffnet. Nach fünf Jahren Bauzeit, in der das Schloss innen und außen umfassend renoviert wurde, erstrahlt es wieder seit April 2022 in neuem Glanz.
Den berühmten Cappenberger Barbarossakopf – eine Porträtbüste des angesehenen Staufenkaisers aus vergoldeter Bronze (um 1160) – können Besucher bis dahin schon mal im südlichen Querhaus der Basilika bestaunen. Sie wird derzeit von der Gemeinde St. Johannes Evangelist als katholische Pfarrkirche und Erinnerungsort genutzt, ist aber bei Führungen für jeden zugänglich.
Blick über die Region
Bei einem längeren Aufenthalt lohnt es sich zudem, die Aussichtsplattform des nahegelegenen Wasserturms zu erklimmen. Sie bietet Reisenden nach einem Schlossrundgang den perfekten Blick über die Region. Alternativ können Touristen das Freiherr von Stein Denkmal westlich des Schlosses aufsuchen, das dem preußischen Reformer, Minister und Vorbesitzer von Schloss Cappenberg gewidmet ist. Auch das Schloss Nordkirchen ist nur rund zwölf Kilometer entfernt. Für eine angeschlossene Visite sollten Interessierte aber genug Zeit einplanen.
Wochenendurlaub mit Schlössertour oder Haldenbesuch
- Der Selmer Ortsteil Cappenberg ist für seine idyllische Landschaft bekannt. Nach einem Besuch der historischen Stätte schließen Reisende, die Kultur- und Naturerlebnis kombinieren möchten, noch einen Spaziergang im Cappenberger Wald an. Die örtliche Waldschule bietet für Familien mit Kindern sogar Rundgänge und Veranstaltungen zur Artenvielfalt, ländlichem Leben und Klimaschutz.
- Gäste, die eine Pause auf dem Gelände des ehemaligen Prämonstratenser-Stifts einlegen, sollten im Café Alte Kegelbahn einkehren. Das als Familienunternehmen geführte Bio-Café setzt auf frische Zutaten aus dem Umland, die zum Teil selbst angebaut und am Tag der Verarbeitung geerntet werden. Neben saisonalen Gerichten gibt es für Feinschmecker:innen hier hausgemachte Kuchen, Torten und Waffeln. Alternativ bietet sich für Kaffeefans die Alte Kaffeerösterei in Lünen mit Bar und Bistro an.
Erster Ausflugstipp: Für Wochenendurlaubende empfiehlt sich eine dreiteilige Schlösser- und Burgentour im Münsterland. Schloss Nordkirchen und Burg Vischering in Lüdinghausen sind von Schloss Cappenberg jeweils eine halbe Autofahrstunde entfernt. Auch eine Radtour zu den Sehenswürdigkeiten ist möglich. Schloss Nordkirchen gilt als „Westfälisches Versailles“. Entdecker:innen lernen hier eine der schönsten Gartenanlagen Europas kennen. Burg Vischering zählt zu den ältesten Wasserburgen Westfalens. Sie punktet mit einer interaktiven Dauerausstellung, bei der Gäste die Ahnen der Familie Droste zu Vischering durch die Jahrhunderte begleiten.
Zweiter Ausflugstipp: Alternativ zur Schlössertour können Kulturfreunde der regionalen Industriegeschichte nachspüren, wenn sie die Halde Großes Holz in Bergkamen oder die Halde Brockenscheidt in Waltrop erklimmen. Auf Erstgenannter wartet das Kunstwerk „Impuls“, eine 33 Meter hohe Lichtskulptur, die mit 14.400 strahlenden LED-Leuchten weit über das Umland bis zum Schloss Cappenberg strahlt. Auf Zweitgenannter wurden alte Bergbaurelikte zu neuer Kunst umgewandelt. Ein Turm aus abgenutzten Spurlatten dient heutzutage auf dem Haldengipfel als Aussichtsplattform.
Erster Übernachtungstipp: Der Seepark Ternsche in Selm ist rund 15 Fahrtminuten mit dem Auto von Schloss Cappenberg entfernt. Neben den typischen Campingmöglichkeiten gibt es hier als Übernachtungsmöglichkeit sieben Safarizelte mit festem Holzboden, zwei Ferienhäuser und ein Schwedenhaus, das auf Stelzen direkt am See steht.
Zweiter Übernachtungstipp: Wer ein Hotel anstatt des Campingplatzes bevorzugt, sollte sich das Restaurant-Hotel Baumhove in Werne vormerken. Es ist in einem rund 500 Jahre alten, denkmalgeschützte Fachwerkhaus untergebracht, das seit jeher in Familienbesitz ist. Die Gastronomie ist bio-zertifiziert, viele Produkte wie Fleisch, Gemüse oder Brot kommen direkt aus der Region.