Die Stadtmauer der Colonia Ulpia Traiana war ein Symbol der Macht. Heute ist sie zum Teil im APX rekonstruiert, © Dominik Ketz, Tourismus NRW e.V.

Niedergermanischer Limes im Rheinland

Nasse Grenze und Keimzelle urbaner Zentren

Das heutige Unesco-Welterbe trennte einst das Römische Reich von Germanien. Mittlerweile können Reisende an vielen Stationen entlang der Grenze einer vergangenen Zeit nachspüren, historische Baudenkmäler entdecken und mehr über das Leben der Römer erfahren. Höhepunkte einer Tour liegen etwa in Köln, Xanten und Monheim.

Die Unesco hat den Niedergermanischen Limes im Juli 2021 als sechstes Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen in die Liste ihrer Welterbestätten aufgenommen. Die über 400 Kilometer lange Flussgrenze trennte ab rund 15 v. Christus über 450 Jahre die römische Provinz Niedergermanien vom freien Germanien. Sie erstreckt sich von Rheinland-Pfalz bis an die niederländische Nordsee und entspricht dem damaligen Verlauf des Rheins. Noch heute lassen sich auf dem 220 Kilometer langen Teilstück, das durch Nordrhein-Westfalen verläuft, unzählige Spuren römischer Militärmacht, Baukunst und Erkundungsfreude ausmachen.

Wo einst Fußsoldaten (Legionäre) in römischen Kastellen und Heerlagern für die nächste Schlacht trainierten, erzählen heute Museen auf den ehemaligen Grundfesten der Anlagen von ihrem Alltag. Wo einst das kulturelle Leben in urbanen Zentren pulsierte, Handel getrieben und gearbeitet wurde, zeugen heute Bodendenkmäler, Straßenzüge und Gebäudeüberreste von einer unglaublichen architektonischen Leistung, die nötig war, um eine römische Zivilstadt mit ihren Attraktionen zu konzipieren und aufrecht zu erhalten. Der Niedergermanische Limes ist somit von herausragender historischer Bedeutung für die Entwicklung der städtischen Zentren im Rheinland. Er spielt eine entscheidende Rolle für die Landesgeschichte, die an seinen Ankerpunkten nachvollzogen werden kann.

Verwaltung der Provinz Niedergermanien

In der Rheinmetropole Köln etwa, die durch die Römer die höchsten Stadtrechte 50 n. Chr. erhielt und während wie nach der römischen Kaiserzeit noch Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA) hieß, können Geschichtsfans einen Blick auf den früheren Statthalterpalast (Praetorium) werfen. Unter dem sogenannten Spanischen Bau in der Altstadt zeigen sich die starken Grundmauern des ehemaligen Gebäudes, von der aus der Oberbefehlshaber und Stellvertreter des römischen Kaisers die Provinz Niedergermanien verwaltete. Das Römisch-Germanische Museum (aktuell im Ausweichquartier „Belgisches Haus“ am Neumarkt), der Römerturm, das Römische Nordtor und die römischen Fundamente des Kölner Doms liegen von hier nicht weit entfernt.

Auch sehenswert sind die Überreste des Kastells Divitia-Deutz, die sich bei einer Führung im historischen Gewölbekeller der ehemaligen Abteikirche Alt St. Heribert bestaunen lassen. Ein Bronzemodell am rechtsrheinischen Kennedy-Ufer stellt zudem anschaulich dar, wie weit die Festungstechnik in der Spätantike bereits vorangeschritten war. Die erste Brücke führte ab dem Jahr 310 über den Rhein. Das Ausmaß des zentralen Stützpunktes der Rheinflotte, der Kastell Altenburg hieß und ab circa 370 in Köln-Marienburg lag, lässt sich hingegen leider nur noch aufgrund von Bodenfunden erahnen. Hier waren zuweilen rund 1000 Soldaten stationiert und eine riesige Schiffsflotte lag vor Anker.

Etwas weiter nördlich entlang des bedeutenden Flusses, genauer gesagt in Xanten, erzählt ein ganzer archäologischer Park vom Leben in der ehemaligen Hafenstadt Colonia Ulpia Traiana, die etwa von 100 bis 275 n. Chr. bestand und eine der größten militärisch geprägten Siedlungen des Limes war. Hier entdecken junge wie alte Hobbyhistoriker:innen anhand originalgetreuer Nachbauten, wo einst die Stadtmauern, der Hafentempel und das Amphitheater lagen. Das LVR-Römermuseum ist in die wunderbare Kulisse der archäologischen Anlage eingebettet. Es steht auf den Festen der Eingangshalle des ehemaligen Stadtbades, der Basilika Thermarum, und vermittelt Wissen über seine 2500 Exponate – von der Legionärsrüstung bis hin zur wertvollen Keramikschale.  Die fortlaufende Erforschung der ehemaligen Colonia und des Militärlagers Vetera Castra I auf dem nahegelegenen Fürstenberg zählt zu den Aufgaben des Expertenteams, das mitunter aus Archäologen, Bauforschern, Historikern und Restauratoren besteht.

Ein spätantiker Militärstützpunkt ist heute Museum

Im historischen Gutshof Haus Bürgel, der inmitten des Naturschutzgebietes Urdenbacher Kämpe zwischen Monheim und Düsseldorf liegt, ist es möglich, mehr über einen vergangenen militärischen Standort in Erfahrung zu bringen. Das ehemalige Römerkastell birgt als Bau- und Bodendenkmal mit einer über 2.000-jährigen Geschichte ein thematisch passendes Museum, das die Historie der spätrömischen Anlage verständlich aufschlüsselt. Besucher:innen erfahren in den acht Ausstellungsbereichen mehr über die Bautechnik des 64x64 Meter großen Kastells, die Schifffahrt am Rhein und den Aufenthalt stationierter Soldaten. Um die Ost- und Südmauern finden Entdecker:innen zudem einen archäologischen Außenpfad, dessen Pflasterung die Position mehrerer Türme, eines Tores und des einstigen Kastellbades aufzeigt.

Weitere Reiseziele, um sich dem Niedergermanischen Limes zu nähern, liegen unter anderem in Bonn und Neuss. Dort prägen die Straßen der ehemaligen Militärlager „Castra Bonnensia“ und „Castra Novaesia“ noch das heutige örtliche Straßenbild.

Karte von NRW

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Vom Praetorium verwaltete der Stellvertreter des römischen Kaisers die Provinz Niedergermanien. Heute ist es in Köln zu besichtigen, © Stefan Arendt, LVR-Zentrum für Medien und Bildung
Das LVR-Römermuseum steht auf den Festen der Eingangshalle des ehemaligen Stadtbades der Colonia Ulpia Traiana, © Axel Thuenker DGPh
Der Hafentempel der Colonia Ulpia Traiana war nach dem Kapitol der zweigrößte Tempel der Stadt am Niedergermanischen Limes, © Axel Thuenker DGPh
Der historische Gutshof Haus Bürgel ist als ehemaliges Römerkastell ein Teil des Niedergermanischen Limes, © Nicole Gelissen, NRW-Stiftung
Die Schifffahrt am Rhein ist eines der vielen Themen, die in der Dauerausstellung von Haus Bürgel behandelt werden, © Werner Stapelfeldt, NRW-Stiftung

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