Nina Braun - die einzige Frau, die in NRW als Rangerin arbeitet., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.

In einer anderen Welt

Mit Rangerin Nina Braun unterwegs in der Wildniswerkstatt

In der Wildniswerkstatt im kleinen Ort Düttling in der Eifel ist gerade Frühstückspause. Kernige Männer in Trekkingkluft sitzen um den großen Holztisch. Dutzende Parkas, Regenjacken und Warnwesten hängen an der Garderobe. Darunter stapeln sich die dicken Wanderschuhe und Gummistiefel. Obendrauf: die Rangerhüte, wie sie typisch sind im Nationalpark Eifel. Einer davon gehört Nina Braun, der einzigen Frau, die in NRW als Rangerin arbeitet. Eine zierliche Person. Sie plaudert noch kurz mit ihren Kollegen, und schon geht’s in den Wald. „Die eigentliche Werkstatt“, wie die 37-Jährige erklärt, als DeinNRW sie in ihrem kleinen Reich besucht.

  • Nina Braun im Nationalpark Eifel - die einzige Frau, die in NRW als Rangerin arbeitet., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Detailaufnahme der Ranger Parka, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Im Aufenthaltsraum der Wildniswerkstatt in Heimbach-Düttling treffen sich die Ranger des Nationalparks., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Der Weg in einer andere Welt: Nationalpark Eifel, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
Unterwegs im Nationalpark Eifel - auf dem Gelände der Wildniswerkstatt Düttling, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.

Es ist heiß an diesem Vormittag. Knapp 30 Grad zeigt das Thermometer, als wir durch das „Eingangstor“ in das abgesteckte Waldstück mitten in Nordrhein-Westfalens einzigem Nationalpark gehen. „In eine andere Welt, oder?!“ Es ist keine Frage, die Nina Braun stellt. Vor einigen Wochen erst ist sie aus der Elternzeit in die Wildniswerkstatt zurückgekehrt. „Und im Wald hat sich so viel verändert.“ Eine andere Welt? Tatsächlich. Kaum sind wir wenige Meter gegangen, ist es plötzlich angenehm kühl. Die hohen Eichen und Kiefern spenden Schatten. Es riecht nach Gras, Holz und feuchtem Moos. Der Boden ist spürbar weich. „Nach vier Tagen Feriencamp im Wald“, sagt unsere Reisebegleiterin dann mit einem Lächeln, „komme ich mir immer vor, als käme ich vom Mond“.

Schon am nächsten Tag ist es wieder soweit. 25 Kinder werden, im Rahmen der alljährlich stattfindenden Feriencamps, mit Nina und ihren Rangerkollegen die Natur in dem gut 100 Hektar großen Gelände erkunden. Sie werden Tiere wie den schwarzen Mistkäfer und die farbenfrohe Mosaikjungfer entdecken. Sie werden selbst Feuer machen, Dämme bauen und sich im Wald verstecken. Bevor am Abend dann in dem großen hölzernen Tipi Stockbrot und Würstchen gegrillt werden.

Natur pur: Wald-Frauenfarn, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.

"Nach vier Tagen Feriencamp im Wald, komme ich mir immer vor, als käme ich vom Mond."

Nina Braun

Nina auf der gemütlichen Couch im Retro-Wohnzimmer der Galerie MON ART., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.

Eigene Galerie in Monschau

Dass die Mutter eines zweijährigen Sohnes heute allein unter Männern und in erster Linie mit Kindern arbeitet, war mehr oder weniger Zufall. Denn eigentlich ist die 37-Jährige ausgebildete Hotelfachfrau. Im beschaulichen Monschau, wo sie geboren und aufgewachsen ist und heute gemeinsam mit ihrem Mann eine kleine Galerie für Fotografie betreibt, hat sie einige Jahre in der Gastronomie gearbeitet. Noch heute verbringt sie ihre Abende gern in der Altstadt mit den hübschen Fachwerkhäusern, engen Gassen und Kopfsteinpflaster direkt an der Rur. „Doch beruflich wollte ich irgendwann einfach etwas anderes machen.“ Als könne sie es selbst noch gar nicht richtig glauben, erzählt sie dann, wie sie einfach zur Arbeitsagentur gegangen ist und man ihr dort eine Ausbildungsstelle als Forstwirtin anbot. Also griff die junge Frau zur Motorsäge. „Auch wenn ich natürlich schon etwas älter war als die anderen Auszubildenden“, erinnert sie sich mit einem Augenzwinkern. Vor zehn Jahren kam sie schließlich zur umweltpädagogischen Einrichtung nach Düttling - und fasst seitdem nur noch selten eine Motorsäge an.

  • Ein Blick durchs Schaufenster der Galerie MON ART in Monschau., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Nina und Guido Braun in der Galerie MON ART in Monschau., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Mit der Familie unterwegs in Monschau., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Mit der Familie unterwegs in den verwinkelten Gassen von Monschau., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.

Impressionen & Videos

Galerie MON ART & Lehmlounge in Konzen

Galerie MON ART, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
Nina, ihr Mann und Sohn in der Galerie MON ART in Monschau., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
Im idyllischen Konzen wohnt Nina Braun mit ihrer Familie. Direkt nebenan befindet sich die Ferienwohnung "Lehmlounge"., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
Detailansicht Wohnhaus, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
Nina vor der "Lehmlounge - die Ferienwohnung"., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
Innenansicht der liebevoll renovierten "Lehmlounge" in Konzen., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
Altes Kutschrad, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
Eine eigene Sonnenterrasse gehört zur Ferienwohnung "Lehmlounge" in Konzen., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
In Ninas „Überlebenspack“: Ein Fernglas, ein Feuerstein, ein Seil, Augenbinden für die blinde Entdeckungsreise durch die Natur, ein Erste-Hilfe-Paket und vieles mehr, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.

Stattdessen schnürt die Naturliebhaberin, die in der eigenen, liebevoll renovierten „Lehmlounge“ in Monschau-Konzen nebenbei auch selbst Feriengäste empfängt, mehrmals in der Woche ihren Rucksack, packt Getränke und Verpflegung in den Bollerwagen und geht mit Schulklassen in den Wald. Natürlich hat jeder Ranger seinen eigenen Rucksack. Sorgsam aufgereiht liegen sie im Lager der Wildniswerkstatt. In Ninas „Überlebenspack“: Ein Fernglas, ein Feuerstein, ein Seil, Augenbinden für die blinde Entdeckungsreise durch die Natur, ein Erste-Hilfe-Paket und ... Nina kramt eine alte Dose mit kleinen Zetteln hervor. „Das Spiel muss ich unbedingt mal ausprobieren“, fällt ihr in diesem Moment ein. Es ist eine Art Memory, bei dem die Kinder in der Gruppe sozusagen ihr Gegenstück finden müssen. Einen Plan macht sich die 37-Jährige vor ihren Touren übrigens nicht. „Ich entscheide meist spontan, was wir machen“, sagt die Forstwirtin. „Schließlich ist jede Gruppe anders. Und meist sind es die Kinder selbst, die entscheiden, wie der Tag verläuft.“

Nina sitzt am Feuerlöschteich und beobachtet mit dem Fernglas die Umgebung., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.

Schatzsuche am Teich

Nina lässt sich gern ein auf ihre kleinen Begleiter. „Manche Kinder waren noch nie im Wald“, staunt die junge Frau immer wieder über etwas, was für sie selbst in ihrer Kindheit in Monschau selbstverständlich war. Andere haben Angst. Die meisten tauen jedoch schnell auf und fangen an zu erzählen oder zu fragen. „Etwas, was heutzutage im Alltag glaube ich zu kurz kommt.“ Andere versinken im Spiel an einem kleinen Rinnsal und können stundenlang Dämme bauen. Auch das kleine Barfußlabyrinth, das einige Jungen und Mädchen mal selbst gebaut haben, gibt es noch. Und am alten Feuerlöschteich schließlich, ein mit Algen dicht bewachsenes Biotop, über dem unzählige Libellen schwirren, „würde bei der Schatzsuche am liebsten jeder sofort ins Wasser springen“. Da ist die Scheu dann endgültig abgelegt. Besonders stolz aber sind die Grundschüler natürlich, wenn sie mit dem Feuerstein Funken sprühen dürfen. Nina erklärt, wie sie mit einfachen Mitteln selbst den Zunder herstellt, den die Kleinen dann entzünden dürfen. Unsere Rangerin hat Streifen einer alten Jeans in eine alte Blechdose gesteckt und hält diese nun in die Glut. Es dauert nur ein paar Minuten, bis von der Jeans nur noch Kohlenstoff übrig ist – fertig ist der selbstgemachte Zunder. Eine Funke, und das Lagerfeuer brennt. Selbstverständlich nur unter Aufsicht, schließlich gelten im Nationalpark Eifel ansonsten klare Regeln für die Wanderer.

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Schatzsuche am ehemaligen Feuerlöschteich

Schatzsuche am Teich - Wildniswerkstatt Düttling, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
Nina nimmt eine Wasserprobe am Teich., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
Natur pur - der ehemalige Feuerlöschteich auf dem Gelände der Wildniswerksatt in Heimbach-Düttling, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
Nina Braun - die einzige Frau, die in NRW als Rangerin arbeitet., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
Auch das kleine Barfußlabyrinth, das einige Jungen und Mädchen mal selbst gebaut haben, gibt es noch., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
Eine kleine Quelle führt zum Teich., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
Selbstgemachter Zunder: Streifen einer alten Jeans in eine alte Blechdose stecken. Es dauert nur ein paar Minuten, bis von der Jeans nur noch Kohlenstoff übrig ist – fertig ist der selbstgemachte Zunder., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
Rangerin Nina Braun kümmert sich um das Lagerfeuer., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
Auch das kleine Barfußlabyrinth, das einige Jungen und Mädchen mal selbst gebaut haben, gibt es noch., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.

Es gibt aber auch andere, sehr ernsthafte Erfahrungen, die Nina mitunter nachdenklich stimmen. „Bekloppt“, sagt sie, „jetzt kommen mir tatsächlich die Tränen“. Kurze Pause. Dann erzählt die Frau, die in ihrem Hemd, der braunen Trekkinghose und den dicken Wanderboots so tough wirkt, von einem Mädchen im Rollstuhl. „Die Kleine wirkte so apathisch, lachte kaum. Bis ich ihr einen kleinen Käfer in die Hand gegeben habe ...“ Es sind Momente wie dieser, die Nina Braun an ihrem Job so mag. „Ich lerne ganz viel von den Kindern“, sagt sie, die als Kind selbst eher schüchtern war und sich viel durch „eigene Neugier“ beigebracht hat.

Deshalb geht die junge Mutter auch in ihrer Freizeit gern in den Nationalpark. Kollegen von Nina Braun bieten in dem einzigartigen Naturschutzgebiet, das gern auch „Der Urwald von morgen“ genannt wird, regelmäßig Rangertouren an. Auf dem Wildnis-Trail, der den gesamten Nationalpark auf vier Tagesetappen der Länge nach durchquert, entdecken Wanderer die Schönheiten und Besonderheiten der wildromantischen Wälder, lassen sich beeindrucken von herrlichen Ausblicken auf die Wald-Seenlandschaften und Bachtäler oder genießen einfach die Abgeschiedenheit in der Natur. Mit der Einrichtung des Nationalparks Eifel im Jahr 2004 wird die Natur weitgehend sich selbst überlassen. Unsere heutige Reiseleiterin aus der Wildniswerkstatt besucht gern die Orte, an denen der Kreislauf aus Werden und Vergehen besonders deutlich wird und Spaziergänger mit etwas Glück und Geduld seltene Vögel wie Schwarzstörche und Neuntöter, Mauereidechsen und sogar Rothirsche beobachten können. Im barrierefreien Naturerlebnisraum „Wilder Kermeter“ gibt es zudem den „Wilden Weg“, einen Naturerkundungspfad, in dem auch Menschen mit Behinderung die entstehende Wildnis hautnah erleben können. Auch lobt Nina Braun die neue 2000 Quadratmeter große Nationalpark-Ausstellung „Wildnis(t)räume“ am internationalen Platz Vogelsang und die vielfältigen Angebot in den Nationalpark-Toren wie im nahegelegenen Heimbach.

Und natürlich geben Nina und ihr Mann, der sich neben der Fotografie als Waldführer ehrenamtlich für den Nationalpark engagiert, ihre Naturverbundenheit auch an ihren kleinen Sohn weiter. In den nächsten vier Tagen werden ihre beiden Männer auf die Mutter allerdings verzichten müssen. Die ist, wie gesagt, im Wald. Oder auf dem Mond?

Nina vor der "Lehmlounge - die Ferienwohnung"., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.

Drei Fragen an Nina Braun

Festival, Familie und ganz viel Natur

Nina, Du hast 48 Stunden freie Zeit. Was würdest Du mit dieser Zeit auf jeden Fall in NRW machen?
Nina: "Ich würde auf ein Musikfestival fahren. Im August war ich zum Beispiel beim Haldern Pop.

Ich verbringe meine frei Zeit aber auch gern in unserem Garten. Am liebsten mit Familie, Freunden und Nachbarn. Wir machen dann ein Lagerfeuer, spielen und essen."

Welchen Ort in NRW hast Du zuletzt für Dich neu entdeckt?
Nina: "Die Rur vom Wasser aus. Ich habe neulich eine Kanutour von Heimbach nach Zerkall gemacht und dabei die wunderschöne Umgebung aus einem ganz anderen Blickwinkel beobachten können."

Dein persönlicher Lieblingsplatz in NRW.
Nina: "Da gibt es gleich mehrere und ganz unterschiedliche. Ich bin gern im Nationalpark Eifel mit dem Kermeter, der Dreiborner Hochfläche und den Stauseen. Ich mag aber auch das Hohe Venn, dieses einzigartige Hochmoor. Und an einem schönen Sommerabend natürlich die Monschauer Altstadt."

Lieblingsorte & Tipps von Nina Braun

Einmal Eifel, immer Eifel

Eifelblick Schöne Aussicht in Nideggen-Schmidt, © Tourismus NRW e.V.

Eifel & Aachen

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