Barock, Rokoko, Klassizismus und Historismus: Das wunderbare Gebäudeensemble des Kurparks Bad Oeynhausen repräsentiert alle großen Baustile der europäischen Geschichte. Am Badehaus I zeigt sich etwa die starke Orientierung an der Antike anhand von Pilastern, Gesimsen und beeindruckender Säulenarchitektur. Ein paar Schritte weiter, am Badehaus II, tritt der Kuppelraum mit seiner bunten Mosaikgestaltung als Weiterentwicklung historischer Gestaltungsarten hervor. Und nicht zuletzt zieht das Residenztheater die Blicke auf sich. Es trumpft mit seiner anmutigen Form auf, die Eleganz und Leichtigkeit ausstrahlt.
Doch nicht nur die Architektur des Kurparks begeistert: Ebenso kunstvoll gestaltet präsentieren sich die weitläufigen Grünflächen, die das Ensemble zu einem echten Gesamtkunstwerk machen. Auf den Spazierwegen durchqueren Gäste herrschaftliche Alleen mit gestutzten Bäumen, verweilen vor üppigen Blumenbeeten und lassen die Farbenpracht auf sich wirken. Hyazinthen, Nelken, Flieder, Rosen und Sonnentau leuchten in kräftigem Pink und zartem Lila. Ein Anblick, der das Auge erfreut und die Sinne belebt.
Ein besonderes Highlight innerhalb dieser kunstvollen Parklandschaft ist das barocke Gartenparterre mit seinem eindrucksvollen Springbrunnen vor dem Kurhaus. Hier bitten zahlreiche Bänke zur Pause. Das prächtige Gebäude aus dem Jahr 1908 präsentiert sich in voller Pracht. Die schöne Front mit Rundbogenfenstern, der kupfergedeckte Mittelpavillon mit seiner türkisfarbenen Patina sowie die filigranen Zierelemente und figürlichen Darstellungen im Mauerwerk zeugen von der einstigen Bedeutung. Heute beherbergt das unter dem Namen Kaiserpalais bekannte Bauwerk das GOP Varieté-Theater, zwei Restaurants sowie eine Diskothek. Es bleibt damit ein Ort der Unterhaltung, wie es von Anfang an gedacht war.
Weißes Gold als Heilmittel
Die Wurzeln dieses einzigartigen Parks reichen weit zurück. Schon 1847 entwarf Peter Josef Lenné, der Generaldirektor der königlichen Gärten Preußens, einen ersten Plan für die hufeisenförmige Anlage. Mit finanzieller Unterstützung der preußischen Monarchie wurde sein visionäres Projekt schließlich zwischen 1851 und 1853 umgesetzt.
In der Folgezeit entstanden nach und nach die prachtvollen Kur- und Badegebäude, die noch heute das Stadtbild prägen. Ein späteres Juwel kam 1926 mit der marmorweißen Wandelhalle hinzu. Seither können Kurgäste und Tagesbesucher hier das Heilwasser aus dem Wittekind-Brunnen II kosten – ein Ritual, das die heilende Kraft des Ortes erlebbar macht. Passend dazu thronen über den Seitenflügeln der Wandelhalle zwei Großplastiken, die symbolträchtig „Gesundheit“ und „Wasser“ personifizieren.
Nur wenige Schritte entfernt, direkt gegenüber der Wandelhalle, begegnet Besucher:innen eine weitere historische Persönlichkeit Bad Oeynhausens: Colon Sültemeyer. Seine Statue auf einer Bank erinnert an den Mann, auf dessen Grundstück die erste Salzquelle der Stadt entdeckt wurde. Das war der entscheidende Moment für die spätere Entwicklung des Staatsbads Bad Oeynhausen.
Doch die Geschichte des weißen Goldes zeigt sich nicht nur in Denkmälern, sondern auch in den lebendigen Wahrzeichen der Stadt. So erzählt der nahegelegene Sielpark mit seinem Gradierwerk von der Salzgewinnung, während der Kultur- und Landschaftspark Aqua Magica die Kraft des Wassers eindrucksvoll in Szene setzt. Letzterer entstand zur Landesgartenschau 2000 und fasziniert Gäste bis heute mit seiner begehbaren unterirdischen Brunnenskulptur. Der Besuch ist ein Erlebnis, das den besonderen Charakter Bad Oeynhausens auf unvergleichliche Weise widerspiegelt.