Die Ehrenbürgerschaft der Stadt Brühl lehnte der Maler, Bildhauer und Weltbürger Max Ernst (1891-1976) einst ab, da sie „mit seinem Denken, Handeln und Betragen nicht vereinbar sei“. Große Teile seines künstlerischen Erbes aber kehrten zurück in seine Heimatstadt im Rheinland. Im ehemaligen „Brühler Pavillon“ eröffnete im Jahr 2005 das Max Ernst Museum. Neben einigen frühen Bildern kann es nahezu das gesamte grafische Werk sowie 70 Plastiken des Dadaisten und Surrealisten präsentieren, der vor allem in Frankreich und den USA wirkte.
Max Ernst war wohl einer der kreativsten und ideenreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Auf der Suche nach immer neuen Ausdrucksformen abseits der Konvention und der „Herrschaft der Logik“ entwickelte er Techniken, die Raum für Gedankenspiele, Assoziationen und Träume bieten. So entstanden bizarre Figuren, poetische Landschaften und phantastische Kompositionen, deren Sog sich der Betrachter nicht entziehen kann. Gemeinsam mit Hans Arp gründete er schon 1919 die Kölner Dada-Bewegung, siedelte zwei Jahre später nach Paris um und gelangte als Mitbegründer der surrealistischen Bewegung zu Weltruhm.
Als einziges Museum weltweit kann das Max Ernst Museum des LVR in Brühl auf rund siebzig Schaffensjahre dieses Ausnahmekünstlers zurückblicken. Unweit von Schloss Augustusburg, wo 1951 die bislang größte Retrospektive zu sehen war, wurde 2005 im ehemaligen „Brühler Pavillon“ das Max Ernst Museum eröffnet. Die dreiflügelige klassizistische Anlage aus dem 19. Jahrhundert war einst ein beliebtes Ausflugslokal, das auch Max Ernst in seiner Jugend gern besuchte. Für das Museum, das mit der Sammlung Schneppenheim über das nahezu gesamte grafische Werk von Max Ernst verfügt, wurde sie um einen zentralen Glaspavillon und ein „schwebendes“ Eingangsplateau erweitert.
Zur Dauerausstellung des LVR-Museums gehören neben dem grafischen Werk auch 70 Plastiken aus Alltagsgegenständen wie Eierkartons, Garnrollen und Drähten sowie ein einmaliges Konvolut von mehr als 700 fotografischen Dokumenten des Künstlers. Einblick in die Seele von Max Ernst bieten schließlich 36 „D-paintings“, allesamt Geburtstags- und Liebesgeschenke an seine Frau, die Künstlerin Dorothea Tanning.
Das Max Ernst Museum in Brühl versteht sich jedoch nicht allein als musealer Ausstellungsraum, sondern auch als „Fantasie Labor“. Im Geburtshaus des Künstlers, einem 1885 im spätklassizistischen Stil errichteten Gebäude, sowie einem lichtdurchfluteten Erweiterungsbau können Besucher seit 2012 Techniken wie die Frottage und die Collage selbst ausprobieren und ihre eigene Kreativität entdecken. Ganz im Sinne des großen Vorbildes.