Jahrhundertelang waren es Geistliche, die hinter den hohen Mauern der idyllisch gelegenen Klosteranlage südöstlich von Paderborn eine Gemeinschaft bildeten. Im Mittelalter zunächst als Frauenkonvent gegründet, siedelten sich im 15. Jahrhundert die Augustiner-Chorherren bei Lichtenau an und machten das Kloster zum geistlichen und wirtschaftlichen Zentrum der Region. Auf ihre Spuren begeben sich die Besucher heute in Deutschlands einzigem Museum für Klosterkultur. Denn obwohl die Preußen im Jahr 1803 die Mönche vertrieben, ihre Kapelle abrissen und große Teile der prächtigen Gartenanlagen verwüsteten, blieben die Klostermauern, der mittelalterliche Kreuzgang und die barocken Scheunen bis heute erhalten.
Was ist dein Begehr?
Durch die alte Klosterküche mit dem riesigen Steinofen, in dem beim regelmäßig stattfindenden Familientag „Et labora! Handwerk im Kloster“ bis zu 300 Brote für die Besucher gebacken werden, gelangen die „Neuankömmlinge“ nun also dorthin, wo sonst nur Geistliche Zutritt hatten. Hier, zwischen Drinnen und Draußen, wartet auch gleich die erste Prüfung auf sie. In großen Lettern leuchtet die Frage: „Was ist dein Begehr?“ Denn von jeher gab es vielfältige Gründe ins Kloster zu gehen. Eine junge Frau namens Clara etwa schreibt im Jahr 1211, sie wolle nicht verheiratet werden, sondern wie Franz von Assisi ihr Leben in Armut Gott weihen. 300 Jahre später gelobt Martin, bei einem schweren Gewitter im Jahr 1505, in den Orden einzutreten. Auch geben Eltern oft den jüngstgeborenen Sohn in die Obhut der Mönche. „Früher war das Leben im Kloster ein wichtiges Lebensmodell unter vielen“, erklärt Dr. Ingo Grabowsky, Leiter der Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur. „Und es war auch nicht die schlechteste Versorgungsanstalt.“ Denn das Leben hier bedeutete nicht nur Verzicht, es versprach auch soziale Aufstiegschancen und Bildung.