
Münster ist friedensstiftend und fahrradfreundlich wie kaum eine andere Stadt. Und natürlich gehört die historische Altstadt samt schmuckem Rathaus, in dem einst der Westfälische Frieden geschlossen wurde, Prinzipalmarkt mit seinen Giebelhäusern und dem fürstbischöflichen Schloss genauso aufs münsteraner Reiseprogramm wie eine Radtour über die autofreie Ringpromenade. Aber für Besucher, die schöne Überraschungen lieben, hält die Stadt in vielen weiteren Ecken tolle Erlebnisse bereit.

Konzerte, Clubs und handgemachter Käse
Das Hafenviertel ist ein kreativer Hotspot
Münsters Hafenviertel steckt voller unerwarteter Inspirationen. Am einstigen Güterumschlagsplatz haben sich Künstler, Agenturen, Restaurants und Clubs angesiedelt. „Kreativkai“ nennt sich diese Ecke mit ihrem Mix aus umgebauten Speicherhäusern und moderner Architektur. Besonders für Kunstfreunde bietet die Kunsthalle Münster mit zeitgenössischer Kunst einen Augenschmaus, der vielfach ausgezeichnete Hot Jazz Club serviert hingegen ein Programm für die Ohren.
Auf der gegenüberliegende Seite, genannt B-Side, erinnern Industriedenkmäler wie ein altes Speichersilo und ein markanter Hafenkran an die Zeit, als hier noch Schiffe entladen wurden. Heute ist im Flechtheimspeicher das Wolfgang-Borchert-Theater zu finden, ein paar Schritte weiter zeigt eine gläserne Bio-Schaukäserei traditionelles Handwerk. Tipp für Technikfans: Wer dem Dortmund-Ems-Kanal ein Stück in den Norden folgt, stößt auf eine Zwillingsschleuse: Dort können je zwei Schiffe gleichzeitig passieren.

Kunststücke auf dem Wasser und an Land
Entdeckungen in einer großen Open Air-Galerie
Wer durch Münster spaziert, trifft überall in der Stadt auf Kunst. Allein die große Open-Air-Schau „Skulptur Projekte“, die alle zehn Jahre internationales Publikum anzieht, hat seit der Premiere 1977 für über 40 Skulpturen im öffentlichen Raum gesorgt. Allein am und auf dem Aasee, der nur 15 Gehminuten von der Altstadt entfernt liegt, stoßen Spaziergänger auf verschiedenste Werke. Am Seeufer liegen die „Giant Pool Balls“ von Claes Oldenburg, ein Pier von Jorge Pardo führt 40 Meter aufs Wasser hinaus und endet in einen Pavillon.
In der barocken Dominikanerkirche sorgt Gerhard Richter mit der Installation "Zwei Graue Doppelspiegel für ein Pendel" für künstlerischen Schwung. Im Zentrum der Installation bewegt sich ein Foucaultsches Pendel an einem fast 30 Meter langen Seil über einer kreisrunden Bodenplatte. Auch der Backsteinbau selbst ist mit seiner Barockfassade und einer achteckigen Kuppel ein Hingucker, der jedoch wegen Sanierungsarbeiten voraussichtlich bis November 2020 geschlossen ist.
Wer mittwochs und samstags durch die Stadt flaniert, trifft auf den wunderschönen Wochenmarkt im Schatten des mächtigen St.-Paulus-Doms. Mit 150 Ständen ist er einer der größten zusammenhängenden Märkte seiner Art in Deutschland. Zu den heimlichen Stars der Marktbeschicker gehört das erste Fisch-Sommelier-Paar Deutschlands: Ronja und Sebastian Bussmeyer bieten Kompetenz und eine Riesenauswahl. Wer viel eingekauft hat, kann übrigens dennoch unbeschwert weiterflanieren: An einem Taschenwagen der Händlergemeinschaft können Besucher gekaufte Ware aufbewahren lassen - auch gekühlt

Wenn es Abend wird in der Stadt
Das Tuten der Türmerin beendet den Tag
Wenn der Tag sich gen Ende neigt, geht das Nachtleben langsam los, im Stadthafen etwa, aber auch im Museum. Einmal im Monat werden freitags im LWL-Museum für Kunst und Kultur bei freiem Eintritt Touren durch Ausstellung und Sammlung. Ein DJ sorgt für Musik bis tief in die Nacht. Beliebte Fotospots sind das Foyer mit seinen Höfen und Treppen sowie die Piene-Installation „Silberne Frequenz“, die die Außenfassade schmückt.
Das traditionsreiche "Kuhviertel" bietet Studentenkneipen und typisch westfälische Restaurants. Alternativer präsentiert sich das Ausgehviertel „Am Hawerkamp“: Auf dem Gelände eines ehemaligen Betonwerks hat sich eine alternative Kulturszene gebildet. Hier reihen sich Ateliers, Proberäume und Nachtclubs wie die Sputnikhalle, das Triptychon und der Fusion-Club aneinander.
Münster als Gesamtkunstwerk lässt sich am besten aus der oberen Etage des Stadthauses betrachten. Das „1648“, ein Café im elften und zwölften Stock, bietet nicht nur einen tollen Ausblick, sondern auch eine Karte mit klarem Schwerpunkt auf regionalen Produkten.
Besondere Beschallung von oben gibt es in Münster übrigens allabendlich außer dienstags. Pünktlich um 20.30 Uhr erklingt schon seit Jahrhunderten das gleiche Signal: Auf dem Kirchturm von St. Lamberti hat Deutschlands einzige städtische Türmerin ihr Dienstzimmer, die wie all ihre Vorgänger zum Ende des Tages ins Horn tutet.