Das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch ist eine der bedeutendsten und innovativsten Tanzkompanien weltweit: Die Mitglieder stellen mit ihren Körpern auf der Bühne eine Welt voller Poesie, Kraft und Emotion dar. Sie loten die Grenzen des klassischen Tanzes aus, experimentieren und improvisieren. Sie rücken den Menschen in den Mittelpunkt szenischer Aufführungen. Mal ist er nahbares Individuum, mal Teil einer vielschichtigen Gemeinschaft.
Dabei verschmelzen auf der Bühne Tanz, Schauspiel, Gesang und Bewegung zu einem Genre, das unter dem Begriff „Tanztheater“ bekannt wurde. Eine künstlerische Sprache, die die Choreografin Pina Bausch ab den 1970er Jahren prägte. Bausch trat 1973 die Leitung des Balletts am Wuppertaler Schauspielhaus an, das später in Tanztheater Wuppertal umbenannt wurde. Zu dieser Zeit beeinflussten bedeutende Vertreter der deutschen Tanzmoderne wie Kurt Jooss die heutige Stilikone Bausch. Jooss hatte bereits früh klassische Regeln des Balletts mit Freiheitsgeist vereint. Bauschs erste Werke spiegeln diesen Einfluss wider: „Fritz“ (1974) und „Iphigenie auf Tauris“ (1974) verdeutlichten, dass Bausch konventionelle Ballettformen aufbrechen und stattdessen den menschlichen Körper und seine Emotionen ins Rampenlicht stellen wollte.
Sie schuf über die Jahre ein Ensemble von individuellen Persönlichkeiten aus der ganzen Welt, lies die angestrebte Uniformität und Synchronität anderer Ballettkompanien hinter sich. Einige Mitglieder, wie Dominique Mercy oder Lutz Förster, begleiteten die Ballettdirektorin über viele Jahre hinweg. Sie arbeiteten eng mit Bausch zusammen, was zur Beständigkeit und Authentizität der Produktionen beitrug.
Intendant des Tanztheaters
Seit der Spielzeit 2022/2023 tritt nun der Tänzer und Choreograph Boris Charmatz (*1973) in die Fußstapfen Bauschs und widmet sich der Aufgabe des Aufführens, Neueinstudierens, Ausstellens und kritisch Kommentierens. Der gebürtige Franzose greift auf Bewährtes zurück, bringt aber eine eigene Note in das Bühnenspiel. So führt er heutzutage noch Klassiker wie „Café Müller“ (1978), „Nelken“ (1982) oder „Vollmond“ (2006) in eigenen Versionen auf, setzt aber auch Eigenproduktionen wie „Aatt enen tionon“ (1996) oder „Liberté Cathédrale“ (2023) um. Gäste können sich auf Stücke einstellen, die traumhafte Szenen zeigen, von paradoxen Spannungsverhältnissen leben und zwischen Fiktion und Realität changieren.