Burg Hülshoff in Havixbeck
Malerisches Wasserschloss transformiert zum Center for Literature
Schon vor zwei Jahrhunderten war das Geburtshaus der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) Schauplatz herausragender poetischer Kunst und scharfsinniger Reflexion der Welt. In den kommenden Jahren soll sich das Wasserschloss im münsterländischen Havixbeck nun in einen „Zukunftsort Literatur“ verwandeln.
Malerisch eingebettet in eine großzügige, barocke Parkanlage, diente Burg Hülshoff der adligen Familie Droste zu Hülshoff zu Beginn des 19. Jahrhunderts in erster Linie als Rückzugsraum. Heute dagegen präsentiert sich die weitgehend erhaltene Renaissanceanlage mitsamt der Vorburg als offenes und öffentliches Haus. Als multifunktionale Veranstaltungs- und Ausstellungsstätte wird es sich allen Genres öffnen. Von Literatur über Musik und Performances bis hin zu gesellschaftspolitischen und wissenschaftlichen Themen soll es in der gesamten Anlage Veranstaltungen und Events geben.
Lebensgewohnheiten des Adels
Im Herrenhaus, der im Jugendstil erbauten Villa Schonebeck, ist bereits das Droste-Museum beheimatet. Hier bekommen Besucher lebendige Einblicke in die Lebensgewohnheiten des münsterländischen Adels zur Zeit des Klassizismus und des Biedermeier. Zudem erinnern die reich bestückte Familienbibliothek und einige persönliche Gegenstände an eine der bedeutendsten deutschen Dichterinnen ihrer Zeit, deren Werk noch heute nachwirkt. Vom prachtvollen Gartensaal bietet sich den Besuchern schließlich ein Blick auf den Schlossgraben und die Parkanlage, die in den Sommermonaten ein beliebtes Ausflugsziel für Spaziergänger ist.
Die Vorfahren der Poetin hatten den einstigen Rittersitz im Jahr 1417 erworben und erweitert. Annette von Droste-Hülshoff lebte und wirkte hier bis zum plötzlichen Tod des Vaters. Im Alter von 29 Jahren zog sie gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Schwester ins nur knapp fünf Kilometer entfernt liegende Haus Rüschhaus. In dem eleganten Landhaus, eingerahmt von zwei kleinen Pavillons und einer barocker Gartenanlage, entstand unter anderem ihr wohl bekanntestes Werk: Die Judenbuche.
Ort des Wandels und Dialogs
Beide Gebäudekomplexe werden heute als Einheit betrachtet und sind Schauplatz des neuen Center for Literature, das sich unter der Leitung des Literaturwissenschaftlers und Autors Dr. Jörg Albrecht als Ort des ständigen Wandels und des Dialogs versteht. Der Lyrikweg verbindet seit Juni 2021 die Burg Hülshoff und das Haus Rüschhaus miteinander. An 20 Stationen in der Landschaft zeichnet der Weg den Wandel von Literatur, Alltagskultur und Natur durch die Jahrhunderte nach.