Mehr als 500 Jahre strahlt schon das Blau des Mariengewands in nahezu unveränderter Leuchtkraft aus dem kleinformatigen Gemälde mit 51 x 40 Zentimetern und imaginiert wahrlich himmlische Sphären, pragmatisch heraufbeschworen aus zerstoßenem Lapislazuli, der im Mittelalter so teuer war wie Gold und nur auf abenteuerlichen, langen Wegen aus Afghanistan Köln erreichte. Stefan Lochners Bild „Muttergottes in der Rosenlaube“ zählt zu den berühmtesten Bildern des Mittelalters wegen seiner Meisterschaft und Symbolik und hängt im Wallraf-Richartz-Museum – ebenso wie bedeutende Gemälde von Dürer, Rubens und Rembrandt, van Gogh, Monet, Manet, Renoir und Cézanne. Damit ist das Wallraf-Richartz-Museum gut und gern von internationalem Rang.
Die Sammlung des Wallraf-Richartz-Museums ist umfangreich und reicht epochal vom Mittelalter bis zur Neuzeit – über 700 Jahre Kunstgeschichte auf 3 Etagen. Sonderausstellungen, Führungen und Veranstaltungen bieten dir viel Abwechslung, kommst du öfter nach Köln und ins Wallraf.
Etage 1: Mittelalter
Die Sammlung Mittelalter mit rund 140 Werken auf 13 Säle verteilt zählt weltweit zu den wichtigsten ihrer Art und zeigt dir u.a. bedeutende Werke der Kölner Malerschule. Neben der „kölschen Mona Lisa“, Lochners Tafelbild „Muttergottes in der Rosenlaube“ aus dem Jahr 1440, hast du hier Gelegenheit, Albrecht Dürers Pfeifer und Trommler oder den Kreuz-Altar des Meisters des Bartholomäus-Altars zu betrachten. Die Präsentation der Werke ist so konzipiert, dass du bei deinem Besuch eine Brücke schlagen kannst von unserer Lebenswelt zur mittelalterlichen Kunst.
Etage 2: Barock
Jede Etage dieses ältesten Museums von Köln hat seine Highlights und bietet dir einen spannenden Einblick in die jeweilige Zeit. Auf Etage 2 werden dir Meister*innen wie Peter Paul Rubens etwa mit Juno und Argus begegnen und Rembrandt van Rijn mit einem rätselhaften Selbstbildnis sowie Murillo, Ribera, David Tenier und Francois Boucher mit ein paar ihrer Werke. Neben monumentalen Gemälden, Stillleben oder Landschaftsgemälden laden dich auch kleine, feine Kabinettbilder zu ganz naher Betrachtung ein.
Etage 3: 19. Jahrhundert
Bist du ein Fan des Impressionismus sowie den Anfängen der Moderne und möchtest Werke von Monet und Manet, Renoir, Pissarro, Gauguin, Signac, Cézanne Ensor, Munch oder van Gogh im Original sehen: Steig hoch auf die 3. Etage des Wallraf-Richartz-Museums. Dank einer „ewigen Leihgabe“ des Ehepaars Corboud aus dem Jahr 2001 findest du hier eine der umfangreichsten Sammlungen impressionistischer Kunst vor. Als Dank trägt das Museum seitdem den Zusatz Fondation Corboud.
Kurzer Streifzug durch eine lange Museumsgeschichte
„Zur Erbin meines sämtlichen Nachlasses […] setze ich die Stadt und die Gemeinde Köln ein, meine Vaterstadt“ lautete das Testament von Ferdinand Franz Wallraf und begründete damit die Geschichte des Wallraf-Richartz-Museums. Denn der Kunstsammler – und Conservateur des Melaten-Friedhof – Wallraf besaß eine Vielzahl an Gemälden, Münzen, Kunstgegenständen, Zeichnungen und Altäre, die 1824 mit dem Tod Wallrafs an die Stadt Köln gingen. Allerdings konnte erst 30 Jahre später dank einer Stiftung von Johann Heinrich Richartz über 100.000 Taler das erste Museum im Rheinland in Bau gehen, um die gesammelte Kunst Wallrafs auszustellen: auf dem Gelände des Minoritenklosters im Norden der Kölner Altstadt. 1861 wird das Wallraf-Richartz-Museum eröffnet und ist damit Kölns ältestes Museum.
Zerstörungen und Beschlagnahmungen
In den Folgejahren wuchs die Sammlung des Museums weiter an durch Leihgaben, Schenkungen und Ankäufe. Herbe Rückschläge erlitt das Museum, als die Nationalsozialisten zahlreiche unschätzbare Werke von Dix, Kokoschka, Munch, Picasso oder Gauguin als „Entartete Kunst“ beschlagnahmten. Vor den Bomben des 2. Weltkriegs, die das Gebäude komplett zerstörten, konnte der Rest der Sammlung aber weitgehend geschützt werden, indem sie rechtzeitig ausgelagert wurde.
Ein Neubeginn – dank weiterer Stiftungen
Nach dem Krieg stiftete der Jurist und Kunstsammler Josef Haubrich seine Sammlung von Werken des Expressionismus und der Moderne als Zeichen eines Neubeginns. 1957 entstand das neue Museumsgebäude, das heute das Museum für Angewandte Kunst beherbergt.
1968 kommt zur bestehenden Sammlung noch die Sammlung moderner Kunst von Peter und Irene Ludwig hinzu – und ein gemeinsamer neuer Museumsbau für die zwei großen Sammlungen wird errichtet: das Gebäude des heutigen Museum Ludwig.
2001: das Wallraf findet sein Zuhause
Die Sammlung wächst weiter, das Gebäude wird zu klein, so dass die Stadt 2001 ein eigenes Gebäude für das Wallraf-Richartz-Museum nach den Plänen des Kölner Stararchitekten Oswald Mathias Ungers errichten lässt: mitten im historischen Zentrum Kölns, gegenüber vom Duftmuseum im Farina-Haus und in Nachbarschaft zum ehemaligen Wohnhaus von Stefan Lochner. Damit schließt sich wieder der Kreis und unser kleiner Streifzug durch die lange Geschichte des Museums.