Bundeskunsthalle Bonn bei Nacht, © Peter Oszvald Kunst- & Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn

Museen für zu Hause


Kunst, Musik und ganz viel Geschichte

Virtuelle Rundgänge und digitale Führungen durchs Museum liegen in Nordrhein-Westfalen im Trend: Bedeutende Kunst und spannende Geschichte sind nur noch einen Mausklick entfernt. Mit einem Wisch auf dem Handydisplay erscheinen ausgewählte Werke von Van Gogh, Rembrandt und Picasso, gibt's interessante Infos zu historischen Techniken und neusten Entwicklungen. Gäste können Ausstellungsräume von zu Hause erkunden – dreidimensionale Nachbildungen und hochauflösende Foto-Galerien erscheinen auf dem Bildschirm. Auch das Mitgestalten neuer Ausstellungen ist über innovative Online-Plattformen möglich.

Deutsches Röntgenmuseum in Remscheid, © vincentcroce

Ganz nah am Werk in der digitalen Kunstsammlung


Neun Museen aus NRW beteiligen sich aktuell an dem Projekt „Google Arts & Culture“ (Stand Mai 2022). Es ist eine der größten digitalen Kunstsammlungen, in der Nutzer:innen sowohl Gemälde, Fotografien und Skulpturen als auch historische Dokumente und Zeitzeugnisse finden.

Die teilnehmenden Häuser aus dem Land präsentieren ihren Bestand in Fotoschauen, kurzen Videos und 360-Grad-Ansichten. Lehrreiche Infotexte zur Entstehungsgeschichte oder der Rezeption begleiten das bereitgestellte Material. Nahansichten heben einzelne Aspekte der Kunstwerke hervor.

Mit Details der Analyse folgen

Am deutlichsten wird das in der Ausstellung „Vincent van Gogh ganz nah“ des Museums Folkwang. Ausstellungsgäste erfahren anhand von Detailansichten zum Beispiel mehr über das Gemälde Rhonebarken. Die Tour leitet Nutzende von einem Punkt des Bildes zum anderen. Sie können der vorgestellten Analyse wunderbar folgen. Schließlich befinden sie sich mitten im Geschehen – also immer dort, wo sie auch sein sollen.

Ein weiterer Höhepunkt im digitalen Landesrepertoire ist die sogenannte „Museumsansicht“ des Kunstpalastes in Düsseldorf. Hier schöpft die Kulturstätte das volle Technikpotential der Webanwendung aus. Im Stil von „Google Street View“ kann sich der heimische Gast mit Klicks durch das Museum bewegen und umsehen.

Insgesamt machen über 100 deutsche Institutionen bei „Google Arts & Culture“ mit, darunter auch Stiftungen, Bibliotheken und Forschungsorganisationen. Einige Kulturstätten, die sich nicht direkt an dem Projekt beteiligen, nutzen jedoch die Technik des Internet-Riesen. Auch im Osthaus Museum Hagen oder im Institut für Stadtgeschichte Recklinghausen ist das Flanieren durch die Räume via Street-View möglich.

 

Registrierte Museen in NRW:

 

Wallraf-Richartz-Museum, Barockabteilung, © Wallraf-Richartz-Museum

Digitaler Spaziergang mit Beethoven


Gemütlich durch dreidimensionale Räume schlendern und vor dem Lieblingsexponat stehen bleiben? Das macht die digitale Kunsthalle der ZDF-Mediathek möglich. Das Online-Portal präsentiert bedeutende Ausstellungen aus dem ganzen Land auf einer Seite, darunter natürlich auch Top-Expositionen aus Nordrhein-Westfalen.

Anhänger:innen des Musikgenies Ludwig von Beethoven konnten hier bereits Rokokokostüme, Wandmalereien und Notizblätter betrachten. Das Online-Portal präsentierte die Top-Ausstellung „Beethoven – Welt.Bürger.Musik“ der Bundeskunsthalle in Bonn. Auch wenn der Raum nur simuliert und nicht fotorealistisch abgebildet wurde, minderte das den Eindruck der Ausstellungsstücke nicht. Weitere Höhepunkte aus NRW sollen zukünftig im virtuellen Raum folgen.

Themenrundgänge in einer App

Mit der App „Kunstfreunde im Wallraf“ möchte das Kölner Wallraf-Richartz-Museum Kunstfans auch zu Hause zu einer geführten Tour einladen. Vier Themenrundgänge stehen Nutzer:innen aktuell zur Wahl (Stand: Mai 2022), die etwa auf Werke von bedeutenden Künstler:innen oder auf Geheimnisse zwischen Farbschichten Bezug nehmen. Die Touren dauern rund zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten und bieten Detailansichten von Arbeiten, eine Verortung im Museum, eine Analyse in Audio- und Textform wie auch Zusatzinformationen.

Besonders empfehlenswert ist die Hashtag-Tour, die Bezüge zwischen modernen gesellschaftlichen Phänomenen und der historischen Kunstproduktion herstellt. Sie zieht etwa Vergleiche zwischen Selbstbildnissen und Selfies und wirft ein neues Licht auf die Bildbearbeitung im Lauf der Jahrhunderte.

Ähnlich spannend geht es auch das Museum Folkwang mit seinen virtuellen Themenrundgängen in der Museum Folkwang-App an. Hier erhalten Liebhaber:innen bedeutender Kunst zum Beispiel Einblicke in aktuelle Ausstellungen . Das Haus stellt ausgewählte Werke in Bildern, Texten und Audioclips vor. Ein separater Rundgang erklärt etwa die Provenienzforschung der Einrichtung, ein anderer beschäftigt sich mit den Höhepunkten der Sammlung. Die Entdeckungsreise kann mit einem Tastendruck auf dem Handydisplay jederzeit beginnen. Die sogenannte „Discovery"-Funktion ermöglicht dank Standorterkennung sogar, Inhalte zu Werken direkt beim Vorübergehen im Museum anzuzeigen.

Digitaler Guide zu Picasso und Ruff

Die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf rückt mit den K+ Digital Guides aktuelle und vergangene Schauen der letzten zwei Jahre in den Fokus. Anhand von Videos, Fotos, Dokumenten und Kommentaren arbeitet das Haus einzelne Aspekte der Expositionen heraus, stellt unter anderem Pablo Picasso, Hito Steyerl oder Georges Braque vor.

Spannend gestaltet sich etwa der Guide zur Thomas Ruff-Foto-Ausstellung, der mit innovativen Bedienelementen wie einer Pixel-Lupe als Mauszeiger direkten Bezug auf die Inhalte nimmt. Komplexe Zusammenhänge zur Fotobearbeitung und Drucktechnik werden anschaulich erklärt. Bildbeispiele verdeutlichen etwa, was ein Durckraster ist. Nutzer:innen können gut nachvollziehen, wie Ruff ausgewählte Aufnahmen erforschte und für seine Zwecke bearbeitete.

Blauer Ozean an der Wand

Anhänger:innen von großen Wandkunstwerken sind beim 360-Grad-Rundgang der Down Town Gallery Krefeld genau richtig. Besucher bewegen sich mit wenigen Klicks durch eine alte Bunkeranlage im Stadtzentrum. Sie bleiben vor eindrucksvollen Street-Art-Bildern stehen, die im Rahmen des Krefelder Perspektivwechsels im Jahr 2019 entstanden sind. Mal tut sich der blaue Ozean vor Kunstfans auf, mal zieren realitätsnahe Porträts die Steinmauern. Die Tour bietet Hintergrundinfos zu den Künstlerinnen und Künstlern wie deren Arbeiten, sie regt zu einer Visite vor Ort an.

 

Museen in NRW mit digitalen Spaziergängen:

Museum Ludwig Köln, © A.R.

Virtuelle Führungen in Social-Media-Kanälen


Wer es beim Museumsbesuch persönlich mag, gerne Anekdoten hört und sich von Kunstkennern durch Werkschauen leiten lässt, für den sind virtuelle Führungen in den Social-Media-Kanälen der Museen genau das Richtige. Nutzer:innen sind bei einer Tour nah am Original, können Wünsche direkt per Chat oder Kommentarfeld äußern und sich in das Geschehen einbringen.

Nahezu täglich neue Inhalte

Ein Beispiel für eine gelungene Umsetzung bot das Museum Ludwig in Köln mit einer Instagram-Story. Hier hatte Direktor Yilmaz Dziewior die Kamera in die Hand genommen und unter dem Hashtag #alleinimmuseum eine Werkpräsentation veröffentlicht. Weitere digitale Führungen folgten. Das Team berücksichtigte die Wünsche der Social-Media-Community. Das gab dem Kanal Aufwind. Heute wird er nahezu täglich mit neuen Inhalten versorgt.

Exponate mit Kenner;innen besprechen

Auch das LWL-Museum für Archäologie in Herne brachte sich bereits im März 2020 mit dem Hashtag #PestaufSendung in das Online-Geschehen ein. Museumspädagog:innen und Kuratorenteams besprachen Exponate der Sonderausstellung "Pest!" mit den Gästen über die Sozialen Medien. Nun nutzt das Haus seine Kanäle, um besondere Funde vorzustellen oder mit Interessierten über Ausstellungsstücke zu sprechen. Alte Beiträge sind aber weiterhin sichtbar.

Die Einrichtung ist nur einer von vielen LWL-Standorten, die vermehrt auf ein digitales Kulturangebot setzen. Der Landschaftsverband hat zur Übersicht eine eigene Webseite eingerichtet, auf der Social-Media-Adressen, Podcasts und 3D-Rundgänge der LWL-Museen und -Institute übersichtlich gelistet sind. Gleiches gilt auch für den LVR, der seine virtuellen Kulturangebote auch auf einer speziellen Homepage bündelt.

NRW-Forum zeigt Videoserie „Zu Besuch“

Ein eindeutiger Höhepunkt in der digitalen Ausstellungslandschaft ist die Videoserie „Zu Besuch“ des Düsseldorfer Magazins The Dorf, in der das Journal aktuelle Ausstellungen des NRW-Forums im Detail vorstellt. Auf den Social-Media-Kanälen veröffentlichen die Institutionen rund fünf- bis sechsminütige Clips, die kurze, aber informative Einblicke in die Schauen geben. Sie sind auch im Nachhinein anschaubar.

Fans von atemberaubenden Porträt-Fotografien können so zum Beispiel die Martin Schöller-Ausstellung nacherleben, die das Haus im Sommer 2020 präsentierte. In der ersten Episode schlendern die Zuschauenden mit einer kleinen Fachgruppe durch die Hallen. Sie sind hautnah dabei, während eine Mitarbeiterin mit einer Studentin und der Kuratorin über die Werke der Serie „Identical“ spricht – einer Fotoreihe des Ausnahmefotografen Schöller über Zwillinge und Mehrlinge.

 

Social Media: Museums Ludwig

Social Media: LWL-Museum für Archäologie

Social Media: NRW-Forum u. The Dorf

NRW Forum Düsseldorf, © Düsseldorf Tourismus, U.Otte

Partizipation lautet das Stichwort


Selbst an einer Ausstellung mitarbeiten und mit anderen Kurator:innen über ausgesuchte Werke sprechen, welcher Museumsgast hatte noch nicht diesen Traum? Die Museumsplattform nextmuseum.io erfüllt ihn. Hier fordern renommierte Häuser die Gäste und Kunstschaffende auf, sich aktiv an der Planung und Umsetzung neuer Formate zu beteiligen. Konzepte, Kunstwerke und Ideen zur Gestaltung sind gerne gesehen. „Partizipation“ lautet das Stichwort, in dem sich ein neuer Trend widerspiegelt.

Beispiele der erfolgreichen Umsetzung

Das NRW-Forum rief bereits Mitte 2020 dazu auf, Kunstwerke einzureichen und in sogenannten „Open Calls“ über die Schau „Willkommen im Paradies“ zu sprechen. Über 300 Einsendungen erreichten die Institution. Ausgewählte Werke waren schließlich als Sound-Installationen, Video- wie Bildproduktionen im Düsseldorfer Ausstellungshaus am Ehrenhof zu finden.

Auch die Kunstmesse „contemporary art ruhr“ (C.A.R), die jedes Jahr auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein stattfindet, rief eine zusätzliche Online-Version der Veranstaltung ins Leben. Dazu bat das Team Galeristen und Künstler darum, Arbeiten auf nextmuseum.io hochzuladen. Über diese diskutierten die Macher:innen schließlich mit der Community. Betrachtende konnten ohne Umwege ihre Frage an die Produzentinnen und Produzenten richten.

Interaktive Streams machen Museum erfahrbar

Interaktion und die Möglichkeit zum Nachfragen und Mitgestalten stehen auch beim Neanderthal Museum hoch im Kurs. Das Haus in Mettmann bietet Schülergruppen jeden Alters und Anforderungsbereiches buchbare Online-Führungen an, die in Form interaktiver Streams stattfinden. Mal geht es auf eine virtuelle Spurensuche in der Steinzeit, mal führt ein Exkurs tiefer in die Menschheitsgeschichte ein. 

Nach dem Ticketkauf erhalten Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Link zum Videotool Zoom, mit dem sie sich zur Liveführung zuschalten können. Das jeweilige Ausstellungsteam hilft bei aufkommenden Fragen weiter.

 

Plattformen mit Ausstellungsprojekten

Plattformen mit Online-Führungen