Wanderhöhepunkte links und rechts des Rothaarsteigs
Entdeckertouren abseits des großen Bruders
Der Rothaarsteig gilt als einer der schönsten Höhenwanderwege Europas. Doch nicht nur er, auch die „Wanderhöhepunkte links und rechts des Rothaarsteigs“ lassen das Wandererherz höher schlagen.
Die zwölf Wanderhöhepunkte eignen sich besonders gut für Wanderer, die eine Halbtages- oder Ganztagestour planen und dort wieder ankommen wollen, wo sie gestartet sind. Denn anders als der Rothaarsteig sind die Wanderhöhepunkte als Rundkurse angelegt. Jede Route ist dabei einem anderen Thema gewidmet. Und auch die Längen variieren: Bei Touren zwischen sieben und 37 Kilometern finden sowohl Spaziergänger als auch ambitionierte Wanderer den richtigen Weg.
Touren für Einsteiger
So eignet sich etwa der Mythen- und Sagenweg in Bad Laasphe mit seinen gut elf Kilometern bestens für Familien und andere, die lediglich eine kleinere Tour planen. Für Abwechslung sorgen bei der Route, die größtenteils durch den Wald führt, die Schautafeln am Wegesrand, die bildreich Geschichten aus der Region erzählen – übrigens durchaus reale Geschichten. Was genau der historischen Wahrheit entspricht, ist auf den Tafeln ebenfalls zu lesen.
Noch kürzer und sicherlich auch für Kinder spannend ist der Kalorienpfad in Hilchenbach. Abseits des asphaltierten Uferpfads führt er auf Waldpfaden einmal um die Breitenbachtalsperre herum und sorgt so für ein besonderes Naturerlebnis. Schon wer hier entlang läuft, dürfte einige Kalorien verbrennen. Noch mehr werden es durch kurze Pausen an den zehn Fitnessstationen unterwegs.
Für ihre tollen Ausblicke ist die Via Adrina in Bad Berleburg bekannt, die das Deutsche Wanderinstitut als Premiumwanderweg zertifiziert hat. Der Name Adrina bezieht sich dabei auf den Fluss Eder, dem der Weg über rund 20 Kilometer mal über schmale Pfade, mal auf breiteren Natur- und Wirtschaftswegen durch Weiden, Wiesen und Wälder folgt. Wem der ganze Weg zu lang ist, kann auch abkürzen, denn die Route lässt sich in die zwei nahezu gleich langen kleineren Rundwege Arfeld- oder Schwarzenau-Route unterteilen.
Auch der zwölf Kilometer lange Fachwerkweg Freudenberg begeistert Wanderer durch Postkartenidylle, wenn auch ganz anderer Art als die Via Adrina. Der Weg startet und endet in dem hübschen Fachwerkstädtchen Freudenberg, dessen Altstadt nach einem verheerenden Brand im 17. Jahrhundert nach dem Vorbild von 1540 komplett wieder aufgebaut wurde und in dieser Form noch heute erhalten ist. Kombiniert wird das beeindruckende Bild durch tolle Fernblicke, die sich unterwegs immer wieder auftun. Ein besonderes Erlebnis ist zudem die Tunnelpassage bei Hohenhain, in der Wanderer etwa einen halben Kilometer unter Tage zurücklegen.
Grubenwanderweg
Auch an einem alten Stollen und einem früheren Eisenverhüttungsplatz führt der Fachwerkweg vorbei und lässt dabei bereits erahnen, wovon viele Einwohner im Siegerland früher lebten. Wer noch mehr über die Arbeit der Bergleute erfahren möchte, kann sich auf den knapp 16 Kilometer langen Grubenwanderweg machen. Während Tafeln Historisches theoretisch vermitteln, kann man bei den vielen noch erhaltenen Grubeneingängen ganz konkret sehen, wo es einstmals in den Berg hinein ging. Unter anderem liegt die älteste Grube des Siegerlands aus dem Jahr 1298 an der Strecke, die in weiten Teilen durch den Wald führt.
Ebenfalls als leicht eingestuft, jedoch mit dem ein oder anderen steilen Anstieg ausgestattet, ist der 15 Kilometer lange Netphener Keltenweg, der einen ganz anderen Teil der Geschichte der Region erzählt. Auf Schautafeln wird hier über den Alltag der einstmals ansässigen Kelten berichtet und an der Alten Burg können Wanderer unterwegs sogar noch die Reste einer keltischen Wallburg bestaunen.
Routen für fitte Wanderer
Neben den Routen, die auch Einsteiger meist gut bewältigen können, halten die „Wanderhöhepunkte links und rechts des Rothaarsteigs“ auch Touren für geübtere Wanderer bereit, unter anderem den Kindelsbergpfad, der rund um Kreuztal verläuft und als mittelschwer eingestuft wird. Neben Naturschutzgebieten und urigen Waldwegen finden sich auf der 14 Kilometer langen Strecke auch immer wieder Hinweise auf die Jahrtausende lange Bergbautradition in der Region. So erzählen etwa viele der 24 Schautafeln am Wegesrand von Gruben, in denen die Bergleute einst schufteten.
Seinen Namen verdankt der Weg jedoch dem Kindelsberg. Von der Aussichtsplattform des gleichnamigen Turmes aus lässt sich bei gutem Wetter und mit Fernglas sogar das rund 60 Kilometer entfernte Siebengebirge bei Bonn erkennen. Für ein wenig Abenteuer sorgt ein schmaler Felspfad, der über Teile des Weges verläuft. Wer eine weniger spektakuläre Variante bevorzugt, kann sich an einer Kreuzung aber auch für den breiteren Waldweg entscheiden.
Rund um Bad Berleburg führt der Wittgensteiner Schieferpfad. Wie sein Name schon verrät, erzählt er vom Schieferabbau, der Jahrhunderte lang in der Region betrieben wurde. Anhand von 20 Stationen, darunter ein Schaubergwerk, können Wanderer die Geschichte der Region nacherleben. Der 13 Kilometer lange Weg, der wie die Via Adrina vom Deutschen Wanderinstitut als Premiumwanderweg ausgezeichnet wurde, führt dabei meist über naturnahe kleine Pfade durch Auen, Bergwiesen und Wälder, die teilweise Trittfestigkeit erfordern.
Ebenfalls ausgezeichnet ist der Historische Rundweg Achenbach in Siegen, und das nicht nur als Premiumwanderweg. Als erster Wanderweg überhaupt darf er sich auch mit dem Titel „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland – Kulturerlebnis“ schmücken, den der Deutsche Wanderverband vergibt. Als Begründung nennt der Verband den außergewöhnlichen Mix aus naturräumlichen und kulturellen Erlebnissen, der Wanderer auf ihrer rund elf Kilometer langen Tour erwartet. Unter anderem geht es rund um Siegen vorbei an Quellen, wilden Orchideen und Besiedlungsspuren aus vorchristlichen Zeiten.
Mehr als doppelt so lang wie der Historische Rundweg Achenbach ist der Mäanderweg in Erndtebrück. Über rund 25 Kilometer führt er durch das Tal der Benfe und auf die Höhen über dem Lahntal durch Wälder und Wiesen. Wer die Tour in Angriff nimmt, sollte sich allerdings mit ausreichend Proviant versorgen, denn Einkehrmöglichkeiten am Wegesrand sind Mangelware. Dafür gibt es einige schöne Rastplätze, die sich bestens für ein Picknick eignen.
In Burbach gibt es einen speziellen Wanderweg für Literaturliebhaber und alle, die mehr über die Region erfahren möchten. Im „Romantischen Hickengrund“ schlagen sieben Hörstationen Brücken zwischen Poesie und Natur und erzählen Geschichten zu dem Ort, an dem sich die Wanderer gerade befinden. Wem der knapp 24 Kilometer lange Weg zu lang ist, kann auch abkürzen, denn der Rundkurs lässt sich in eine rund 15 Kilometer lange Nord- und eine etwa ebenso lange Südschleife unterteilen.
Kunst steht im Mittelpunkt eines Rundweges in Neunkirchen, der mit dem Namen „Ansichten – Aussichten“ überschrieben ist. Stille Naturlandschaften vereinen sich hier mit Spuren des Bergbaus und eben Kunstwerken und Installationen. 24 Gemälde und Skulpturen lokaler Künstler sind es, die den Weg säumen und entdeckt werden wollen. Mit rund 37 Kilometern ist dieser Weg der längste der zwölf „Wanderhöhepunkte links und rechts des Rothaarsteigs“. Er lässt sich aber gut in zwei Tagestouren unterteilen.