Sixt Wetzler mit Messer im Deutschen Klingenmuseum in Solingen, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.

Herr der Klingen

Im Klingenmuseum in Solingen mit Sixt Wetzler

Schon als kleiner Junge hatte Sixt Wetzler stets ein Taschenmesser in der Hosentasche. „Ein Nachbar hatte es mir zur Kommunion geschenkt“, erinnert er sich. Mittlerweile sind Messer seine Profession, und mit ebensolcher Freude wie vor 30 Jahren schaut Wetzler heute aufs Schneidgerät. Sein Lieblingsstück aus der Sammlung des Deutschen Klingenmuseums in Solingen ist ein schlichtes, kaum 15 Zentimeter langes Messer aus dem 13. Jahrhundert. Er mag es, „gerade weil es so schlicht ist“. Und weil er sich vorstellt, dass es mal jemand wirklich benutzt hat. So wie der Junge sein erstes Taschenmesser, wenn er im Wald unterwegs war.

  • Sixt Wetzler im Deutschen Klingenmuseum in Solingen, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Schwerter im Deutschen Klingenmuseum in Solingen, © Tourismus NRW e.V.
  • Deutsches Klingenmuseum in Solingen, © Tourismus NRW e.V.
  • Klingen im Klingenmuseum in Solingen, © Tourismus NRW e.V.
Sixt Wetzler im Deutschen Klingenmuseum in Solingen, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.

Traumjob im Klingenmuseum

Schon damals hat er die Klinge nie als Waffe betrachtet. Sondern immer als einen Gebrauchsgegenstand. Heute ist der Religionswissenschaftler und promovierte Skandinavist stellvertretender Leiter des einzigen Klingenmuseums in Deutschland. Da sind Messer für ihn „einerseits ein Symbol für den schöpferischen Prozess des Weltformens, andererseits für Gefahr und Zerstörung“. Sozusagen das „Urwerkzeug all unseres materiellen Tuns“. Sein liebstes Ausstellungsstück ist aber vor allem eins: „Ein Fenster in den Alltag der Vergangenheit.“ All das macht für Wetzler die Faszination für Klingen aus und erklärt, warum der gebürtige Schwarzwälder ausgerechnet in der Klingenstadt Solingen seinen Traumjob gefunden hat.

Klinge im Deutschen Klingenmuseum in Solingen, © Tourismus NRW e.V.

"Messer sind das Urwerkzeug all unseres materiellen Tuns."

Sixt Wetzler

Klinge im Deutschen Klingenmuseum in Solingen, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.

Me fecit Solingen

Zum ersten Mal kam Wetzler 2015 ins Bergische Land. Schon ein Jahr später bot man ihm den Job als Stellvertreter von Museumsleiterin Dr. Isabell Immel an. Seither blickt der 40-Jährige von seinem Büro in der ehemaligen Klosteranlage über die historische Altstadt von Solingen-Gräfrath.

Immer wieder lenkt er den Blick der Besucher auf kleine Besonderheiten der Ausstellungsstücke. Wie etwa den Schriftzug „Me fecit Solingen“ auf einer Klinge. Sie stammt aus dem 16. Jahrhundert. Und was damals noch „Mich hat Solingen gemacht“ hieß, ist nach wie vor eines der bedeutendsten Qualitätsmerkmale für Schneidgeräte aller Art. „Made in Solingen.“ Nicht umsonst darf sich die Stadt im Bergischen Land Klingenstadt nennen, was den Besuchern auch in der nahegelegenen Gesenkschmiede Hendrichs eindrucksvoll demonstriert wird. Wie vor 100 Jahren werden in dem LVR-Museum Scherenrohlinge gefertigt. Auch haben zahlreiche Traditionsfirmen noch ihren Sitz in Solingen. „Und immer, wenn es irgendwo um Messer geht, ist Solingen garantiert dabei“, weiß Wetzler, der in seiner Küche ausschließlich Messer aus seiner neuen Heimat benutzt. „Natürlich!“ Wieder huscht ein Lächeln über sein Gesicht und die Augen hinter der strengen braunen Brille leuchten.

Sixt Wtzler Fechtmaske, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.

Der Mann hinter der Maske

Heute hat Wetzler ausnahmsweise seine schwarze Fechtmaske, die dick gepolsterte Jacke und zwei Stöcke aus Rattan mit ins Museum gebracht. Denn neben der Faszination für Messer und Klingen hat der 41-Jährige noch ein „zweites Lebensthema“: Kali, eine Kampfkunst von den Philippinen, die der Selbstverteidigung dient. Und die sportlich verdammt fit hält. Wie ein Fußballer beim Dribbeln trippelt Wetzler rasend schnell über den Boden. Und es zischt, wenn er mit den Rattanstöcken durch die Luft wirbelt. „Das ist ein gutes Allroundtraining“, sagt er dann, und niemand wundert sich mehr, warum der Wissenschaftler so durchtrainiert ist. Doch so wie das Messer für ihn nie eine Waffe war, so ist auch der Kampfsport für ihn in erster Linie ein „kulturelles Phänomen, das es gibt, seit wir denken können“. Und kein Mittel, um andere zu gefährden.

Schwert im Klingenmuseum in Solingen, © Tourismus NRW e.V.

Klingenmesse Knife

Einmal im Jahr trifft sich die ganze Welt der erstklassigen Schneideinstrumente in Solingen: Die Klingenmesse KNIFE, Nachfolgerin der über zwanzig Jahre im Deutschen Klingenmuseum stattfindenden MesserMacherMesse, präsentiert handgemachte Einzelstücke vom Kochmesser bis zum Schwert, aber auch Qualitätsprodukte der Messerindustrie vom traditionellen Taschenmesser bis zu modernen Outdoor-Knives. "An die 180 Ausstellerinnen und Austeller haben sich angemeldet. Und durch ein Rahmenprogramm an mehreren Orten der Stadt wird die Klingentradition Solingens lebendig werden", freut sich Wetzler. Am 9. und 10. Mai 2020 feiert die Messe im Theater und Konzerthaus Solingen ihre Premiere, Hauptorganisator ist nach wie vor das Deutsche Klingenmuseum. 
www.knife-solingen.de

  • Klingenmuseum Solingen Außenansicht, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Scheren im Deutschen Klingenmuseum in Solingen, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Klinge im Deutschen Klingenmuseum in Solingen, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Sixt Wetzler im Klingenmuseum in Solingen, © Tourismus NRW e.V.
Sixt Wetzler im Klingenmuseum in Solingen, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.

Drei Fragen an Sixt Wetzler


Stadt und Land

Herr Wetzler, Sie haben 48 Stunden freie Zeit. Was würden Sie mit dieser Zeit auf jeden Fall in NRW machen?
Sixt Wetzler: Eine Kombination aus Stadt und Land würde ich mir vornehmen: Die tolle kulturhistorische Museumslandschaft Kölns genießen und in Düsseldorf koreanisch essen gehen. Und am zweiten Tag im Bergischen Land wandern, zum Beispiel von Solingen über Schloss Burg zum Altenberger Dom.

Welchen Ort in NRW haben Sie zuletzt für sich neu entdeckt?
Sixt Wetzler: Zons am Rhein. Die Atmosphäre dieser mittelalterlichen Stadt hat mich wirklich begeistert.

Wo liegt Ihr persönlicher Lieblingsplatz in NRW?
Sixt Wetzler: Da bin ich "Überzeugungstäter": Das Deutsche Klingenmuseum war für mich der Grund, nach NRW zu ziehen, und ich würde es nicht missen wollen.

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