Marcel Lossie auf dem Hermannsweg., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.

Einer erobert den Teutoburger Wald

Marcel Lossie – der Heimat verbunden

Schon als Jugendlicher hat Marcel Lossie „seine“ Arminia immer lautstark unterstützt. „Niemand erobert den Teutoburger Wald“, sangen seine Freunde damals bei jedem Heimspiel des Fußballclubs aus Bielefeld, und Marcel trommelte dazu auf einem alten Sauerkraut-Fass, das so blau war wie die Farben seines Vereins. Lernt man den mittlerweile 40-jährigen, heimatverbundenen Mann heute kennen, möchte man meinen, Lossie selbst erobert sich gerade den Teutoburger Wald. Zu Fuß. Denn immer, wenn es die Zeit zulässt, zieht es ihn raus in die Natur. Dann schnürt er die Wanderschuhe und läuft ein Stück auf dem Hermannsweg. „Mindestens einmal in der Woche bin ich hier unterwegs“, sagt er, macht das Gartentor auf – und schon geht’s los. DeinNRW ist mit dem „Bielefelder Altstadtkind“ ein Stück gemeinsam gewandert und hat ihn zu einigen wichtigen Stationen seines Lebens begleitet.

  • Marcel Lossie in seinem Garten in Bielefeld., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Marcel Lossie: Seine Lieblings-Kaffeetasse, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Marcel Lossie und seine Bielefeld-Tattoos auf dem Bein, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Marcel Lossie unterwegs auf dem Hermannsweg., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
Die Sparrenburg, die Bielefeld-Tattoos auf dem Bein von Marcel Lossie und der Gin der Westfalen "GinLossie"., © M. Lossie

Aufgewachsen zwischen dem Reformhaus seiner Großeltern, der Sparrenburg und dem Leineweber-Denkmal, hat Marcel Lossie später mal einige Jahre im Lipper Land gewohnt, direkt an der Stadtgrenze zu Bielefeld. „Das ging so gerade noch“, sagt er. Weiter weg von seiner Heimatstadt, das käme für den Ur-Großneffen des Bildhauers Erich Lossie allerdings nicht in Frage. Denn der Mann ist Lokalpatriot. Und er steht dazu. Mehr noch: er zeigt es auch. Als Ausdruck seiner ganz besonderen Heimatverbundenheit hat sich der Ostwestfale sämtliche Wahrzeichen der Stadt und sogar seine alte Grundschule auf das linke Bein tätowieren lassen. „Mein Bielefeld-Bein eben.“

Was denn so schön an Bielefeld ist, wollen wir von dem umtriebigen Unternehmer wissen, der denn auch sogleich ins Schwärmen gerät. „Hier bin ich aufgewachsen“, sagt er. „Hier bin ich zu Hause, habe alles, was ich brauche, der Teutoburger Wald ist vor der Haustür und alles ist schnell zu erreichen.“ Dem leidenschaftlichen Ostwestfalen würde noch so vieles einfallen. Seine schönen Kindheitserinnerungen. Sein erster Fußball, mit dem er gleich die Scheibe des benachbarten Feinkosthändlers zerschoss. Das alte Sauerkraut-Fass aus dem Reformhaus seines Großvaters. Der Tierpark Olderdissen, wo er heute oft mit seinen Kindern ist. Das Hermannsdenkmal, die Externsteine. Ja, Marcel Lossie würde sogar behaupten, hier wunschlos glücklich zu sein. In einer Region, die „oft unterschätzt wird und dabei so grün ist“.

  • Marcel Lossie zeigt uns seine Lieblingsplätze., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Luftaufnahme der Sparrenburg in Bielefeld., © M. Lossie
  • Das Leineweber Denkmal in Bielefeld hat für Marcel Lossie eine besondere Bedeutung., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • SchücoArena: Blick aus dem SkyOffice mit Blick ins Stadion, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
Marcel Lossie in seinem Garten in Bielefeld., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.

Unterschätzen sollte man übrigens auch Marcel Lossie selbst nicht. Denn wenn der humorvolle Mann mit einer Vorliebe für Pullunder sich etwas vornimmt, dann setzt er es auch in die Tat um. Egal, wie lange es dauert und was es ist. So entdeckte er vor gut vier Jahren seine Leidenschaft fürs Wandern, als es um die gute Sache ging. Aus dem Geburtstagsständchen für die Frau eines Freundes wurde bald der 40-köpfige Shanty-Chor Shantallica, der heute vor großem Publikum auftritt. Und irgendwann schließlich entstand auch die Idee, seinen eigenen Gin („meine Lieblingsspirituose“) zu kreieren.

Schuld an dieser „Schnapsidee“ ist letztlich sein Großvater, dem er schon als Junge oft im Reformhaus half. Gemeinsam mit dem Opa lieferte er damals Waren aus, „an alte Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß waren“. Der Enkel packte außerdem Kräuter und Gewürze ab und füllte aus dem großen blauen Fass das Sauerkraut ab, welches selbstverständlich mit der Wachholderbeere gewürzt war – der Grundzutat für Gin.

Gemüsebrühe und Eintopf

Seine eigenen Kreationen lässt Lossie seit nunmehr zwei Jahren in alten Kupferkesseln brennen, „in die ich mich verguckt habe“. Zwar wirken die beiden Brennblasen und die alten Holzdosen mit Süßholz, Zimt und Anis in der modernen Brennerei, in der ein leichter Alkoholgeruch wabert, beinahe wie Museumsstücke. Aber ein bisschen Nostalgie gehört für Marcel Lossie eben dazu. Und, wie gesagt, eine ganz besondere Heimatverbundenheit. Deshalb gab es natürlich auch eine Sonderedition zum 111-Jährigen Schnapszahljubiläum „seiner“ Arminia und als besondere Verpackung die Sparrenburg aus Filz. Das Markenzeichen auf den Steingutflaschen schließlich ist die Schwalbe („als Zeichen von Freiheit“) und der Spruch von damals aus dem Stadion:

„Niemand erobert den Teutoburger Wald."

Was aber unterscheidet denn überhaupt Gin vom Wacholderschnaps, der in und um Bielefeld eine gut 300 Jahre alte Tradition hat? „Der klassische Wacholder“, erklärt der Experte, „ist sozusagen die klare Gemüsebrühe, der Gin ein vollmundiger Eintopf“. Will heißen: Bis zu 25 unterschiedliche Botanicals – von der Ingwerwurzel, über Rosenblüten und Pomeranze bis zu Moosbeeren und Passionsfrucht – sind in den neuartigen Gin-Likören aus dem Hause Lossie zu finden.

  • Marcel Lossie am Kupferkessel der Gin-Brennerei, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Marcel Lossie Holzdosen mit Gewürzen., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Die Wachholderbeere ist eine der wichtigsten Zutaten im Gin, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Detail in Gin-Brennerei, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.

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Die Liköre hat der Familienvater damals eigens für seine Frau entwickelt und bedient damit „eine Nische der Nische“. Mehr will Lossie auch gar nicht. „Sie sind eine besondere Spezialität, und das sollen sie auch bleiben.“ Wieso besonders? Lossie, der bei aller Umtriebigkeit stets so entspannt und empathisch wirkt, muss lachen. „Ich sag’s mal so: Die Liköre schmecken nach 20 %, haben 40 % und wirken wie 60 % ...“

Er selbst mag am liebsten den Heidelbeer-Gin-Likör. „Das ist eine wahre Fruchtexplosion im Mund“, erklärt der 40-Jährige. Beim Besuch von DeinNRW in Bielefeld ist Heidelbeere allerdings leider gerade ausverkauft und Nachschub noch nicht destilliert. Doch der bodenständige Geschäftsmann, der sein Geld eigentlich als Event-Manager verdient, nimmt’s gelassen. „Wir haben ja keinen Druck“, sagt er. „Denn in erster Linie mache ich das aus Lust und Freude.“

  • GinLossie hat eine eigene Fahne: "Gin der Westfalen", © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • GinLossie wird in exklusiven Sparrenburg-Filztaschen verkauft., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Blick von der Sparrenburg, © M. Lossie
  • Marcel Lossie Bielefeld Gin, © M. Lossie
GinLossie Moosbeere, © M. Lossie

"Ich sag’s mal so: Die Liköre schmecken nach 20 %, haben 40 % und wirken wie 60 % ..."

Marcel Lossie

Blick auf Bielefeld von der Sparrenburg., © M. Lossie

Unterwegs in der Altstadt

Tatsächlich strahlt Marcel Lossie bei allem, was er tut, eine ungeheure Lebensfreude und Leichtigkeit aus, die sich auf der gemeinsamen Tour schnell auch auf seine Besucher überträgt. Mit seinem alten Defender mit den beiden Kanistern „Gin“ und „Tonic“ am Heck und dem unverkennbaren Bekenntnis zu Bielefeld, Gin Lossie und 44 Prozent Alkoholgehalt des Dry Gin cruist der 40-Jährige durch die engen Gassen der Bielefelder Altstadt, die wohl kaum einer so gut kennt wie er. Ziel ist die Geschäftsstelle der Initiative „Fruchtalarm“, die sich seit einigen Jahren für krebskranke Kinder engagiert. Leidenschaftlich wirbt Lossie für das Projekt, das mal ganz klein angefangen hat und sich schnell zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelte. So rollen heute auf bundesweit 20 Kinderkrebsstationen einmal wöchentlich die Fruchties mit ihrer Cocktailbar an. „Die Kinder können sich ihren Cocktail dann nach eigenen Wünschen selbst mixen“, erklärt der Initiator die Idee hinter der Initiative. „So werden auch bei Kindern, deren Geruchs- und Geschmackssinn sich durch die Chemotherapie verändert hat, alle Sinne stimuliert.“

 „Team Fallobst“ wandert für die gute Sache

Man spürt, dass der „Fruchtalarm“ Marcel Lossie ganz besonders am Herzen liegt. Um Geld für das Projekt zu sammeln, nimmt er deshalb auch einmal im Jahr am Hermannslauf teil. „Denn seit wir vor knapp vier Jahren das Team Fallobst gegründet haben, ist Wandern meine Leidenschaft.“ Team Fallobst? So, so. „Am Anfang waren wir acht Männer – alle nicht mehr ganz so jung und nicht ganz so sportlich ...“, klärt Marcel Lossie auf und fügt selbstironisch hinzu: „Eine Tonne Gesamtgewicht brachten wir damals auf die Waage.“ Doch die Bielefelder glaubten an die Fallobst-Kameraden. Pro Mann und geschafftem Kilometer wird von Unterstützern, die auf dem Wandertrikot namentlich aufgeführt sind,  mindestens einen Euro für den „Fruchtalarm“ gespendet. Mehr als 80.000 Euro sind so schon für die gute Sache zusammengekommen, und mittlerweile machen sich für das „Team Fallobst“ immerhin 50 Waden auf den 31,1 Kilometer langen Weg vom Hermannsdenkmal in Detmold bis zur Sparrenburg in Bielefeld. Für Marcel Lossie ist die Strecke jedenfalls keine allzu große Anstrengung mehr. Dass sein Sohn in diesem Jahr allerdings vor ihm im Ziel war, ärgert den leidenschaftlichen Wanderer schon ein bisschen. „Ich muss einfach weiter üben“, sagt er, macht das Gartentor auf und verschwindet in seinem geliebten Teutoburger Wald.

  • Biefeld war erster Standort des Fruchtalarm-Projektes., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Marcel Lossie unterwegs auf dem Hermannsweg., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Projekt: Fruchtalarm, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
  • Team Fallobst läuft seit 2013 den Hermannslauf mit., © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
Marcel Lossie am Kupferkessel der Gin-Brennerei, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.

Drei Fragen an Marcel

Einer für den Teutoburger Wald

Marcel, Du hast 48 Stunden freie Zeit. Was würdest Du mit dieser Zeit auf jeden Fall in NRW machen?
Marcel Lossie: „Ich würde mit der Familie einen tollen Ausflug in den Teutoburger Wald machen. Nach einer kleinen Wanderung würde es auf jeden Fall noch in den Tierpark Olderdissen gehen. Hier gibt es viele heimische Tiere zu beobachten, und sogar zwei Bären haben sie dort. Beim schönen gemeinsamen Abendessen dürften dann die Kinder entscheiden, was wir am nächsten Tag machen…“

Welchen Ort in NRW hast Du zuletzt für dich neu entdeckt?
Marcel Lossie: „Es gibt so viele tolle Plätze in der Region. Allein auf einer Wanderung entdecke ich immer neue tolle Ecken, die sich immer wieder verändern. Der Wald ist so facettenreich und spannend, und sieht eine Woche später schon wieder anders aus. Ich war schon x-Mal auf der Sparrenburg oder am Hermannsdenkmal und trotzdem sammele ich jedes Mal wieder neue Eindrücke.“

Dein persönlicher Lieblingsplatz in NRW?
Marcel Lossie: „Mein absoluter Lieblingsplatz? Keine Frage, am liebsten bin ich bei gutem Wetter im Garten, hier bei mir zu Hause in Bielefeld.“

 

Lieblingsorte & Tipps von Marcel

Sparrenburg, Hermannsweg – einfach Teutoburger Wald

Hermannsdenkmal in Detmold im Teutoburger Wald, © Tourismus NRW e.V.

Teutoburger Wald

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Die Markierungen zur besseren Orientierung wurden zum Teil an alten Bäumen angebracht, © OWL Marketing GmbH,S. Westermann

Hermannsweg

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Die Sparrenburg thront auf dem 180 Meter hohen Sparrenberg, © Bielefeld Marketing GmbH

Sparrenburg in Bielefeld

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Projekt: Fruchtalarm, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.

Projekt "Fruchtalarm"

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Blick von der Sparrenburg, © M. Lossie

GinLossie - Gin der Ostwestfalen

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Persona Olivier Kruschinski, © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.