1.200 Jahre reicht die bewegte Geschichte der romantisch gelegenen, ehemaligen Klosteranlage Corvey zurück. Von den Benediktinern im 9. Jahrhundert gegründet, trugen die Mönche den christlichen Glauben von Westfalen aus in alle Welt, prägten vor allem ganz Nordeuropa. Später dann machten Kaiser und König hier Rast und hielten Hoftage in der prächtigen Kaiserkirche. Und noch heute ist die wehende Flagge in den Hausfarben Rot und Gold weithin sichtbar, wenn der heutige Eigentümer, der Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey im Lande weilt.
Imposantes Westwerk
Über die Grenzen der Region Teutoburger Wald hinaus bekannt ist Corvey, das als erstes Bauwerk Westfalens 2014 mit dem Unesco-Welterbetitel ausgezeichnet wurde, wegen des beeindruckenden Westwerks aus der Zeit Karls des Großen. In dem mittelalterlichen Bau beginnt eine spannende Entdeckungsreise durch die Epochen. Beeindruckt von den prächtigen Wandmalereien mit Szenen aus der Odyssee, die im Obergeschoss des Westwerks noch in Fragmenten erhalten sind, geht es weiter durch die spätbarocke Abteikirche, die sich wie das Westwerk im Besitz der Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus Corvey befindet. Die prachtvolle Innenausstattung mit Hochaltar und Seitenaltären nach den Entwürfen des Paderborner Hofmalers Johann Georg Rudolphi sowie die kostbare Ausstattung der Abteikirche mit einer der schönsten und bedeutendsten Orgeln des Landes zeugen von der Blütezeit des Klosters im Barock.
In der ehemaligen Klosteranlage, dem heutigen Schloss Corvey, führt der Weg entlang des Kreuzgangs und der Äbtegalerie bis in den prächtigen Kaisersaal. Mit dem Einzug des Landgrafen von Hessen-Rothenburg beginnt Anfang des 19. Jahrhunderts dann auch auf Schloss Corvey die Biedermeier-Zeit. Wertvolle französische Tapeten zieren die prunkvollen Wohnräume der Familie im Westflügel.
Hoffmann von Fallersleben als Bibliothekar
Die Bibliothek des Herzogs von Ratibor zählt mit 75.000 Bänden, die in 15 eleganten Sälen untergebracht sind, zu den bedeutenden Privatbibliotheken Deutschlands. Hier stoßen die Besucher schließlich auf einen bekannten Namen: Von 1860 bis zu seinem Tod wirkte Hoffmann von Fallersleben, Dichter der deutschen Nationalhymne, in Schloss Corvey als Bibliothekar des Herzogs. Sein Grab befindet sich an der Südseite der Barockkirche.