Das Cream Cheese, © Creamcheese e.V. Sammlung Achim Reinert

EX-Creamcheese


Die musikalische Kunstkneipe

War der Ratinger Hof, so wie Jürgen Engler sagt, das "CBGB" Düsseldorfs, so ist im Jahrzehnt davor das Creamcheese in der Altstadt das Stammlokal für die Musiker und Künstler der Stadt. Hier treffen Bildhauer auf Filmemacher auf Musiker an einer langen Theke mit Rückwand aus Spiegeln, umringt von Arbeiten der Düsseldorfer Kunstszene. Auf Regalen reihen sich 24 dauerlaufende Fernseher, die live aus dem angeschlossenen "Aktionsraum" senden. Heute verbindet man deshalb den Namen Creamcheese stark mit der Düsseldorfer Kunstprominenz um Joseph Beuys, Anatol Herzfeld und Günther Uecker, die zu den Stammgästen zählten. Dabei darf nicht vergessen werden, dass diese Ende der 1960er Jahre weitgehend unbekannte Künstler der Kunstakademie waren, die unter anderem hier im Creamcheese jene Ideen und Werke ausprobieren konnten, die sie in der Folge weltbekannt machen sollten. An der langen Theke des Creamcheese konnten die Konzepte zur Fluxus-Bewegung, der Sozialen Plastik und der Definition eines "erweiterten Kunstbegriffs" ausdiskutiert und konzipiert werden. Andere, wie die heute weltbekannte Fotografin Katharina Sieverding, standen hinter der Theke. Dazu lief ebenso ungewöhnliche Musik. Hier lag der progressive Rock auf dem Plattenteller, der woanders in der Stadt nicht zu hören war, von Pink Floyd über Genesis bis Frank Zappa. Das Creamcheese, das von 1967 bis 1976 existierte, war aber nicht nur Kunstort, in dem Kunst-Happenings, Theateraufführungen und sogar Modenschauen Platz fanden. Es war auch eine Konzertbühne, auf der wichtige Krautrock-Bands der Zeit wie Can auftreten konnten. Steht man heute vor dem Wohn- und Bürohaus in der Neubrückstraße, befindet man sich deshalb auch an dem Ort, an dem eines der ungewöhnlichsten Kraftwerk-Konzerte stattfand. Am zweiten Weihnachtstag 1970 spielte die spätere Düsseldorfer Elektro-Legende in einmaliger Besetzung: Während Ralf Hütter für ein paar Monate aus der Band ausgestiegen war, spielten Florian Schneider-Esleben (Flöte), Eberhard Kranemann (Bass, Cello, Hawaiianische Gitarre) und der unvergessene Drummer Charly Weiss das Konzert. Es ist Charly Weiss' einziger Auftritt mit Kraftwerk. Als er aussteigt, folgen ihm der Gitarrist Michael Rother und der ungestüme Drummer Klaus Dinger. Ralf Hütter und Florian Schneider finden wieder zusammen und treiben ihre improvisierten Krautrockanfänge sukzessive in Richtung durchstrukturierter elektronischer Popmusik. Rother und Dinger lösen sich von Kraftwerk und gründen NEU! Auf dem Spaziergang die Neubrückstrasse herunter, durch den Kay-und-Lore-Lorentz-Platz zum Grabbeplatz ist „Hallogallo“, der ersten Track von NEU!s selbstbetiteltem Debütalbum aus dem Jahr 1972, der perfekte Soundtrack für den Weg. Zehn hypnotisierende Minuten, die ein handgemachter, rauer Gegenentwurf zu Kraftwerk sind. „Motorik“ haben hilflose Journalisten diesen Sound genannt und ihn damit auf den monotonen Beat reduziert. Man kann hören, wie das ungestüme Temperament des Autodidakten Klaus Dinger scharf auf den ausgeglichenen Charakter Rothers und seine filigrane Gitarrenarbeit trifft, zusammengehalten und zusammengeführt durch Conny Planks Produktion. Mit diesem Sound beeinflussten NEU! nicht nur die englischen Punks, sondern auch David Bowie,. Auf seinem Meisterwerk "Heroes" verneigte er sich vor den Düsseldorfern. "V-2 Schneider" winkte  zu Florian Schneider. Mit dem Albumtitel aber zollte er Rother und Dinger Tribut. Er spielt an auf Hero auf dem Album Neu! ’75.
Heute kümmert der Creamcheese e.V. sich um das Vermächtnis der Bar.

Weitere Informationen
www.facebook.com/Creamcheese-eV und www.creamcheese-ev.de
Creamcheese,
Neubrückstr. 12, 40213 Düsseldorf

 

Impressionen & Videos


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Kraftwerk im Creamcheese, © Creamcheese e.V. Sammlung Achim Reinert
Das Cream Cheese, © Creamcheese e.V. Sammlung Achim Reinert
Verzehrmarken des Cream Cheese, © Creamcheese e.V. Sammlung Achim Reinert
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Eine historische Aufnahme des Cream Cheese, © Creamcheese e.V. Sammlung Achim Reinert

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