Waldskulpturenweg
Wanderweg für Kunstfreunde
Kunst und Natur bilden zwischen Sauerland und Siegen-Wittgenstein ein einzigartiges Zweiergespann - eine Galerie unter freiem Himmel und das perfekte Ziel für alle, die Wandern und Kulturerlebnis verbinden möchten.
Jahrhundertelang trennten sie der Rothaarkamm, ihre Kultur und die Konfession - die Städte Bad Berleburg in der Region Siegen-Wittgenstein und Schmallenberg im Sauerland. Die eine von jeher protestantisch geprägt, die andere kurkölnisch-katholisch. Unüberwindlich schienen die Gegensätze, bis die Kunst sich buchstäblich ihren Weg bahnte: Seit 2001 verbindet der Waldskulpturenweg die beiden Städte in einer der waldreichsten Regionen Deutschlands. Eine Freiluft-Galerie nicht nur für Kunstkenner.
Genau erkennen können Wanderer nicht, was sich da am Wegesrand plötzlich vor ihnen auftut. Denn nur aus der Vogelperspektive ist der überdimensionale Umriss eines schwebenden Falken klar zu sehen. Doch auch am Boden entfaltet dieser aus Erdwällen modellierte Vogel seine Wirkung auf den Betrachter. Denn sagenhafte 44 mal 28 Meter misst „Das Monument des verschollenen Falken“, das der New Yorker Künstler Alan Sonfist im Jahr 2005 auf einer Lichtung im Wittgensteiner Wald formen und mit Baumarten bepflanzen ließ, die der Mensch einst aus der Region verdrängt hatte.
23 Kilometer - 11 Kunstwerke
Sonfists Arbeit gehört zu insgesamt elf Kunstwerken, die Wanderer auf der 23 Kilometer langen Strecke zwischen Bad Berleburg und Schmallenberg ein wenig vom Weg abbringen, indem sie zum Verweilen einladen, zum Entdecken und zum Erkennen. Bekannte und bedeutende Künstler wie Timm Ullrichs, Ansgar Nierhoff, Lili Fischer und Gloria Friedman haben sich zwischen 2000 und 2010 an dem Projekt beteiligt und mit ihren Kunstwerken inmitten der weitläufigen Fichten- und Mischwälder einen in Deutschland einzigartigen Waldskulpturenweg geschaffen.
Mal übernimmt bei den Kunstwerken die Natur selbst die Regie, wie etwa bei Timm Ullrichs „Blinker II. Ein Lichtspieltheater“ (2207-2010). 196 Spiegel, zusammen so groß wie eine Kinoleinwand, bewegen sich im Wind. Sonne, Wolken, Wiesen und Bäume kommen so in immer neuen, unendlich vielen Perspektiven zur Aufführung. Mal dramatisch, mal idyllisch – je nach Wetterlage. Auch Andreas Oldörp überlässt dem Wind die geheimnisvolle Wirkung seiner Installation „Über den Teichen“ (2001). Denn lange bevor der Waldbesucher auf seiner rund sechsstündigen Wanderung die hohen, wie Orgelpfeifen konstruierten Kupferstelen sieht, hört er bereits ihre mystischen Laute, die ihm irgendwie vertraut und doch ungewöhnlich sind.
Andernorts ist nicht die Natur selbst der Hauptdarsteller, sondern die Region und ihre Geschichte. So hat etwa Lili Fischer in einem kleinen, von Wegen gesäumten Tal einen „Hexenplatz“ (2003) geschaffen, der an die grausame Verfolgung von Menschen zur Zeit der Hexenprozesse erinnern soll.
Weithin sichtbar ist die Skulptur des Münsteraners Heinrich Brummack. 7,5 Meter hoch ragt „Der Krummstab“, einst Symbol der kirchlichen Macht, in die Höhe. Darauf geschrieben ein Zitat von Martin Luther: „Eine allzu große Macht stürzt durch ihre eigene Masse“.
Briefe als Kunstwerk
Ausgangs- und Endpunkt des Waldskulpturenwegs ist das Projekt „Der Wettbewerb“. Diesen hatte der Konzeptkünstler Jochen Gerz im Jahr 2002 initiiert und die Bürger der beiden Städte Bad Berleburg und Schmallenberg aufgefordert, Briefe an die jeweils andere Stadt zu schicken. Diese Briefe, in denen die Menschen ihre Gefühle, Erfahrungen, Erlebnisse und Erinnerungen rund um den Begriff Heimat formulierten, wurden später auf Schildern in der Stadt ausgestellt.